2. Juni 2022

SuS - die neue Sprache, der Fortschritt der Menschheit

22 SuS - 7 Mä, 16 Jungen. - Das steht auf einem Notizzettel, den ich neulich gesehen habe.

SuS. - Das Wort lese ich in letzter Zeit häufiger. Zum Beispiel auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Ok, denke ich mir - muss ja auch alles kurz und knackig sein. SuS eben.

Lehrer beschweren sich, dass SuS nicht mehr richtig lesen und schreiben lernen. Und schon gar nicht von Hand schreiben. Und überhaupt ...

Und ich frage mich, ob SuS tatsächlich die Spitze unseres evolutionären Kulturgutes Sprache ist. Vielleicht ist das so. Evolution ist ja ständig im Wandel. Vielleicht ist es aber auch nicht so. Und ich möchte auch ganz klar Partei beziehen: ich hoffe inständig, dass es nicht so ist! Es mag sein, dass es noch Jahre, Jahrzehnte, vielleicht auch Jahrhunderte dauert, bis die Menschheit versteht, dass SuS ein Irrweg ist.

Aaah halt - vielleicht gibt es hier auch Leser, die mit dem neuesten Kulturgut Sprache gar nicht vertraut sind. SuS bedeutet "Schülerinnen und Schüler". Aaaah - krass - was? Wer sich das ausgedacht hat? Ich weiß es nicht. Die Kontrahenten begegnen sich ja auf offener Straße. Die einen stimmen für Schüler*innen, die anderen für SchülerInnen oder für Schüler (m/w/d). Und alle bringen eine ganze Hand voll Argumente mit, weshalb denn das Wort Schüler, insbesondere in der Mehrzahl, falsch ist. Wie häufig bei nicht eindeutigen und komplexen Fragen, wird die Diskussion vor allem laut geführt. Es beginnt zunächst eine kleine Minderheit, die sich irgendwie benachteiligt fühlt. Dann springen Proleten wie Alice Schwarzer auf den Zug auf. Dann wird es hipp, sich mit den neuesten Errungenschaften zu küren. Und schon ist der übelste Wust an kuriosen Meinungen auf dem Weg, die sich vor allem eines: gegenseitig bekriegen. Lautstark. Konsensfindung? Keinesfalls! Es ist ja auch so schön, sich auf eine X-beliebige Position zu positionieren und dann entsprechend zu argumentieren. Denn Argumente in allen Richtungen gibt es ja zuhauf.

2021, hat eine Umfrage von Infratest ergeben, lehnten 65% der Bevölkerung die sogenannte gendergerechte Sprache ab. Ein Jahr zuvor waren es noch 56%. In Frankreich ist diese Sprachmode in offiziellen Texten verboten. Leseschwachen Menschen erschwert das Konstrukt, dass Texte erfasst und erschlossen werden können. Und SuS? Offenbar wird es den Genderern und Gendererinnen auch zu mühsam, Schülerinnen und Schüler zu schreiben - ach ... und wie wäre noch die korrekte Reihenfolge? Wer soll nun benachteiligt werden?

Ich habe schon vor einiger Zeit für die Abschaffung jeglicher Geschlechtesbezeichnungen in der Sprache plädiert. Schül gehen zu Schule, in der sie von Lehr gepeinigt werden. Gendergerecht?

Gendergerecht? Was ist das eigentlich. Momentan, das muss man so konstatieren, ist die Gesellschaft im Zerfall. Oder im Verfall. Oder beides. Es driftet irgendwie alles auseinander. Arm und reich, alle Formen von Geschlechtern, Sprachideen, Corona oder nicht, für oder gegen Umweltschutz oder Umweltverschmutzung, Kirche oder nicht, Auto oder nicht, Flugzeug oder Bio, Hafermilch oder Musikgeschmack ... Es gibt kaum ein Thema, was die Menschheit nicht spaltet. Gendergerechte Sprache ist so etwas wie die Speerspitze dieser Bewegung. Und da stellt sich eben auch die Frage, ob das wirklich gendergerecht ist, also den jeweiligen Ausprägungen von Geschlecht gerecht wird. Auch hier ist meine Antwort sehr klar: Nein. Warum? Passt auf, denn das ist wichtig: jeder einzelne Mensch hat seine ganz individuell ausgeprägte Geschlechtlichkeit. Anders ausgedrückt: die Grenzen zwischen homosexuell und bisexuell sind fließend, grau, unscharf. Dies nur als ein Beispiel. Weiter: In der Gesellschaft fühlen sich durch Frauenverbände vertretene Frauen benachteiligt. Ich schreibe das absichtlich etwas provokativ, denn es gibt durchaus auch Frauen, die sich gesellschaftlich nicht benachteiligt fühlen. Und Männer? Nein, die werden nie benachteiligt. In der Schule nicht. Und vor Familiengerichten nicht. Niemals! - Sorry für die Ironie, aber das musste jetzt mal raus.

Wie bezeichnet sich Nicole Langosch, die das Kommando auf einem Kreuzfahrtschiff inne hatte? Genau. Als Kapitän. "Verrat, Verrat" - höre ich jetzt die Genderfraktion brüllen. Nein. Es ist kein Verrat. Ich fände es auch keinen Verrat, wenn sich ein männlicher Kollege als Kapitänin bezeichnen würde - eher lustig. Anders ausgedrückt: die Genderei löst das eigentliche Problem nicht. Die Genderei ist nur ein Ausdruck davon, dass die Gesellschaft offenbar ein Problem hat mit spezifischer und unspezifischer Geschlechtlichkeit.

Wenn ich das mal von mir aus erläutern will: wenn im Nachbarhaus zwei Männer zusammen wohnen, dann ist mir das ziemlich Wumpe, ob die LBGHQT oder sonst einen anderen Buchstaben sind. Es ist doch deren Angelegenheit. Privatsache. Seit einiger Zeit wähle ich bei meinen Onlinebestellungen "Frau" als Anrede aus. Ja, das bringt die Statistik der Marketingfuzzis durcheinander. Ist mir doch egal. Und wenn Frau Schornsteinfeger kommt? Dann sage ich: "Ist es ok wenn wir Du sagen? - Ich bin Wolfgang". Und dann bekommt sie einen Kaffee. Und wenn sie sagt: "Ich bin aber Schornsteinfegerin" - dann sage ich "aaah, da kommt die Schornsteinfegerin". Wie kürzt man Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger ab? SchuSch? Oder SuS - ach nein, das geht ja nicht, das waren ja schon Schülerinnen und Schüler.

Ich bin der Ansicht, dass wenn Erwachsene so einen Quatsch mit Sprache veranstalten, dann dürfen wir unseren Kindern in der Schule auch mal erlauben etwas zu formulieren, was per Lehrbuch ein Fehler wäre.