Über mich und diese Seite

Wer schreibt da eigentlich? Wer behauptet, Schule geht besser?

Ich heiße Wolfgang mit Vornamen, Bund mit Nachnamen. Da es mittlerweile üblich ist irgendwas mit Pronomen zu schreiben: ich bevorzuge ein höfliches "Du" als Anrede.

Mir ist in meiner späten Kindheit oder frühen Jugend aufgefallen, dass ich wohl eher zu den Nonkonformisten gehöre. Geboren bin ich 1963 in Überlingen am Bodensee in einer klassischen Nachkriegsfamilie. Mein Vater ging arbeiten, die Mutter besorgte den Haushalt. Am Wochenende kochte jedoch mein Vater. Ich glaube, er aß auch gerne gut.

Ich habe verschiedene Schulen besucht. Zunächst die örtliche Grundschule. Ich kam mit fünf Jahren in die Schule. Das war für meine Mutter praktischer, denn dann war ich ja in der Schule. Mein Notendurchschnitt reichte dann nicht für einen Übertritt ins Gymnasium. Also ging es weiter in der Hauptschule mit einer Pädagogin der alten Sorte. Das ging nicht lange gut. Ich wurde so einer der typischen Waldorschüler: nicht aus Überzeugung der Eltern, sondern weil dort weniger (aus heutiger Sicht: andere) Auslese betrieben wurde und weil die Privatschule einen guten Ruf in bestimmten Kreisen hatte. Wirklich angekommen bin ich dort aber auch nicht. Gut getan haben mir einige Lehrerinnen und Lehrer. Diese zeichneten sich vor allem dadurch aus, dass sie mich so akzeptiert haben wie ich war: ein gutmütiger Querkopf. Mein Lieblingsfach war Mathematik. Das wurde leider in der Waldorfschule bis zur Oberstufe nur etwas nachlässig unterrichtet. Alle handwerklichen Fächer fand ich gut und vor allem die Praktika in Landwirtschaft, Industrie und Feldmessen. Die Stuhlsitzerei und lernen nach Vorgabe nebst Hausaufgaben fand ich extrem lästig und weitestgehend sinnlos.

Nebenbei machte ich mich für die Produktion der Schülerzeitung mit Wachsmatrizen und Spirit Carbon Umdrucker stark. Das Zehnfingersystem habe ich mir selber beigebracht. Das war der Beginn meiner Karriere als Medienproduzent. Die Produktion von Medien hat sich bis heute wie ein roter Faden durch mein Leben gezogen. Später wurde ich Setzer für die Stadtzeitung. Das Werkzeug nannte sich IBM Composer - eine ausgewachsene Kugelkopfmaschine, die sogar Blocksatz konnte.

In meiner frühen Jugend war ich gerne auf der Landwirtschaft. Da gab es immer etwas zu tun und es gab immer etwas zu erleben. Ich durfte Traktor fahren und habe mit sechzehn Jahren den Traktorführerschein gemacht. Ich konnte produktiv sein. Außerdem war ich an der frischen Luft. Das war einerseits interessanter als im Kinderzimmer des Einfamilienhauses, aber auch produktiver und sinnvoller. Die Krönung war dann jeden Tag das gemeinsame Abendessen am großen Küchentisch mit Speck, Wurst und auf dem Hof gebackenes Brot. Manchmal bekam ich auch einen Lohn in Form von Naturalien mit nachhause.

Ein Lehrer der Schule ermöglichte uns den Einstieg in die Segelei. Es hieß einmal, dass ich Samstags nie in der Schule war, weil ich immer auf Regatta gewesen wäre. Mein Schifferpatent bekam ich mit siebzehn Jahren "unter Befreiung der Alterserfordernis" - wie darin notiert ist.

Nach der Schule folgte eine erste Lehrzeit in einer Landkommune. Dort wurde ich angelernter Offsetdrucker und habe sowohl Handsatz (das ist das mit den Bleiklötzchen) und einfachen Buchdruck kennen gelernt. Ich war weiterhin tätig als Maschinenführer in einem lebensmittelproduzierenden Betrieb, Computergrafik Operator und habe selbständig Satz und Repro gemacht. Es folgte eine Phase als tätiger Kommanditist in der Druckerei der Landkommune. Der menschliche und fachliche Dilettantismus dort hat mich dann aber weiter getrieben. Ich arbeitete mich von dBase zu Clipper hoch und verkaufte Programme für den Postversand. Nebenbei war ich freischaffender Druckvorlagenhersteller und DTP-Operator. Ende der 90er Jahre wurde SelfHTML mein Lehrmeister und die ersten Arbeiten fürs Internet wurden umgesetzt. Ich entwickelte ein Programm zur Datenübernahme aus der Warenwirtschaft in Printprodukte für den mehrsprachigen Katalogdruck.

Für Martin Näf durfte ich beide Bände seines Kompendiums über Paul Geheeb layouten. Dies war dann auch eine intensive Begegnung mit der reformpädagogischen Bewegung der Jahrhundertwende.

Mit der Zeit verlagerte sich der Aufgabenschwerpunkt in Richtung Web. Ich arbeitete mich in das CMS REDAXO ein. Bei Zephir in Münchenstein durfte ich im kleinen Team viel über Webentwicklung lernen.

2001 gründete ich "Gemeinsam wohnen" in Lörrach, vor allem als neues Lebenskonzept für mich, aber natürlich auch für weitere Menschen. "Unser Gehirn ist ungern allein" schreibt die Hirnforscherin Maren Urner in Raus aus der ewigen Dauerkrise. Das war im Grunde auch mein Motto für das Wohnprojekt. Alle anderen mir bis dahin bekannten Gemeinschaftsformen waren mir zu unbrauchbar, zu einschränkend, zu unfrei. Die Arbeitsstätten waren sehr funktionale Gemeinschaften. Kirchen waren mir suspekt, Vereine zu unverbindlich und zweckfokusiert. So blieb mir nur die Gründung einer eigenen Gemeinschaft. "Menschenversuch" habe ich es gelegentlich genannt. Ich hatte mich zu meinem eigenen Versuchsobjekt gemacht. Nach dreizehn Jahren zog ich aus dem Süden in den Norden. Der Liebe wegen. Die Kinder waren da knapp vier Jahre alt. Als das eine Kind dann vor der Einschulung freudig sagte: "Au toll, dann ist da in der Schule ein Lehrer und den kann ich dann alles fragen!" wusste ich, dass mich das Schulthema in den nächsten Jahren noch beschäftigen wird.

Die Grundschulzeit haben wir Dank einer erfahrenen Klassenlehrerin und Schulleiterin mit erträglichen Blessuren überstanden. Sie hat glücklicherweise nicht gezuckt, als ich sie gleich zu beginn des Elterngespräches unterbrochen habe und gesagt habe: die Noten sind mir egal! Wir konnten uns wunderbar auf Augenhöhe unterhalten. Ich habe das Wort Systemsprenger gelernt und ich habe gelernt, was dies für eine Klasse, die Schülerinnen und Schüler und die Lehrerin bedeutet. Ich hatte erste Gespräche mit Sozialpädagogen, die sich mit sowas auskennen. Dann kam Corona.

Für uns war Corona nicht die schlechteste Zeit. Wir konnten in dem uns eigenen Tempo lernen. Das war sicherlich nicht langsamer als das Tempo im regulären Unterricht gewesen wäre. Wir haben in der Küche fachübergreifenden Unterricht gemacht. Die Länge aller Spaghettin in einer Packung herausgefunden, Rezepte umgerechnet und die Zubereitung zahlreicher Gerichte dokumentiert. An Weihnachten haben wir die Anzahl der Nadeln am Weihnachtsbaum ermittelt.

Dann kam die Orientierungsstufe. Nach einem halben Jahr habe ich Bekanntschaft mit dem schulpsychologischen Dienst gemacht, mich in die Landesschulverordnung von Mecklenburg-Vorpommern eingelesen, Fachliteratur bestellt und durchgelesen. Und diese Seite begonnen. Mir wurde schlagartig klar: beim Schulsystem in Deutschland ist Luft nach oben. Mitunter konnte ich sehr schlecht schlafen, wenn die Kinder wieder einmal gedemütigt und weinend nachhause kamen. Ich erdachte tausend und hunderttausend Möglichkeiten und Lösungen, wie ich den Kindern den Schulalltag erträglicher machen könnte. Fühlte mich aber zusehends allein gelassen. Oder arbeitete gegen ein Bollwerk von längst überholten Vorstellungen an. Es ist bitter zu realisieren, dass der von Daniel Goeudevert zur Jahrtausendwende geprägte Satz "man lernt das ganze Leben, mit Ausnahme der Schuljahre" immer mehr und mehr Realität annimmt. Täglich. In so gut wie allen Schulen. Ich lernte, dass das Wort "Schule" in seiner ursprünglichen Bedeutung mitnichten mehrere Klassenzimmer abbildet, in denen sich jeweils möglichst viele Schülerinnen einem Lehrer unterwerfen müssen und vorgekautes Wissen aufkauen sollen und anschließend wieder auskotzen sollen. Je perfekter sie sich diesem Prozess unterwerfen können, umso "besser" sind sie. So die landauf landab gängige Meinung.

Dass die Welt dabei vor die Hunde geht, wird dadurch kompensiert, dass jetzt auch Umweltthemen in diesen Auffress- und Auskotzprozess aufgenommen werden. Wissenschaftliche Erkenntnisse, wie wirklich nachhaltiges Lernen tatsächlich funktioniert und wie ein wertschätzender und empathischer Umgang miteinander an den Schulen die ganze Gesellschaft ändern würden, werden ignoriert und verleugnet. Gleichzeitig wird bemängelt, dass die Lesekompetenz ja so furchtbar schlecht ist, dass sich die Schülerinnen nicht mehr konzentrieren können, dass sie nach Schulabschluss eigentlich nichts gelernt haben, dass so viele Lehrstellen unbesetzt bleiben und und und und und.

Wie so oft, hilft es nicht die Symptome zu bekämpfen, einfach mehr Computer in der Schule aufzubauen, den Lehrern mehr Geld zu geben, mehr Förderunterricht abzuhalten, mehr Sozialpädagogen einzustellen oder mehr Hausaufgaben zu geben. Ein Paradigmenwechsel würde helfen. Ein Paradigmenwechsel ist ein grundsätzlicher Wechsel der Rahmenbedingungen. Schule muss für Schüler gemacht werden. Schule muss sich an den Bedürfnissen von jungen Menschen orientieren. Es ist eine Fehlannahme, dass sich die jungen Menschen an ein seit mehr als hundert Jahren veraltetes System anpassen müssen.

Das ist die Idee dieser Seite: Schule geht besser!

Es gibt immer wieder interessante Ansätze in die richtige Richtung. "Schule muss anders" zähle ich dazu. Die vielen Reformschulen, die versuchen innerhalb des kaputten Systems dennoch gute Schulen zu sein. Viele Lehrerinnen und Lehrer wissen eigentlich, dass sie dem falschen System nachhängen und versuchen das Beste daraus zu machen. Viele Schulleiterinnen würden gerne anders arbeiten, scheitern aber an den Vorstellungen der Eltern und am bürokratischen Verordnungsbollwerk. Es gibt viel aufzuklären. Es gibt viel nachzuholen.

Das ist die Idee dieser Seite. Sie ist ein Versuch die Welt ein bisschen besser zu gestalten. Für die Zukunft. Für die jungen Menschen, für alle Menschen, für die langsam aber sicher zugrunde gehende Welt.