5. September 2023
John Hattie - immer wieder John Hattie. Er hat so recht!
Die Hattie Studie liefert viele Zahlen. Vielleicht ist sie deswegen auch so umstritten. Nein, die Studie enthält nicht den Stein der Weisen. Sie ist dennoch ein so wertvolles Werk. Unterschätzt bitte die Hattie Studie nicht!
Dieser Bericht entspringt wieder einer ganz persönlichen Schulerfahrung. Und ich schicke auch gleich eine Warnung mit. Eine Schule ist eine Schule ist eine Schule. Und wenn der Ruf einer Schule noch so gut ist, wenn ihr noch so viel Hoffnungen auf eine Schule setzt; dies ist keine Garantie dafür, dass genau diese Schule auch für euer Kind eine gute Schule ist.
Wir haben die erste Schulwoche in der neuen Schule hinter uns. Und zwei Tage der zweiten Schulwoche. Aus fröhlichen Kindern, die sich morgens auf die Schule gefreut haben, sind müde Kinder geworden, die in die Schule müssen. Nein, unsere Kinder müssen nicht in die Schule. Das sagen wir immer wieder. Sie gehen immer noch freiwillig. Aber nicht aus Freude. Und dies, obwohl wir schon eineinhalb Jahre diese Schule besucht haben. Wohl in einer Sonderklasse. Aber wir dachten dennoch: das nächste Schuljahr wird gut werden.
Es fängt alles andere als gut an. Ein Beispiel? Der Sportunterricht findet draußen statt. Es findet so eine Art Lauf statt. Dabei machen ein paar Jungs auch ein bisschen Quatsch. Nichts bösartiges. Sie setzen sich an eine Wand, während der Sportlehrer etwas erklärt. Was macht der Sportlehrer? Er berichtet dem Klassenlehrer davon. So what the hell ... ? Was ist das wieder für ein bekloppter Adultismus. Ich leitete mit John Hattie ein und das will ich kurz erklären. "Teacher matters" - das ist die schlichte Zusammenfassung von John Hattie selbst, die Essenz, das Elixier aus seiner Metametastudie.
Spektrum (€) schreibt heute unter dem Titel "Gut unterrichtet" unter anderem:
Eine strukturierte Klassenführung, ein konstruktiv unterstützendes Lernklima sowie anregende Lerninhalte und Aufgaben bilden laut aktuellem Forschungsstand die Basis jeglichen erfolgreichen Lehrens, und zwar unabhängig vom Unterrichtsformat.
Verpetzen beim Klassenlehrer wird kaum ein konstruktiv unterstützendes Lernklima fördern.
Es wird zwar ein Stapel Unterschriften zum Schulbeginn gefordert, es gibt einen Willkommenstag, es wird auch haarklein erklärt wie man Lernminuten in SOL (Selbstorganisiertes Lernen) sammelt. Wenn ein Schüler aber wissen will, ob und wann die von ihm gewählte AG stattfindet, bekommt er keine Auskunft oder "ich glaube ... äääh ... es könnte so und so sein ...". Wenn der aus Klasse 7 dann doch in seiner Programmier AG ankommt, ist der Lehrer maulig und behauptet, die AG sei nur für Schüler mit Vorkenntnissen ab Klasse 10.
Ist es denn wirklich so schwierig, liebe Lehrer, eure Schüler einfach ernst zu nehmen? Oder wahr zu nehmen? Nein, nicht die Schüler machen diese bekloppte Organisation. Das macht ihr und ihr liefert die Schüler diesem menschenfeindlichen System einfach aus. Wenn euch euer Beruf keinen Spaß macht, dann schmeißt ihn bitte hin. Wenn euch die ganze Bürokratie selber auf die Nerven geht, dann sorgt dafür, dass dieser Wahnsinn einfach abgestellt wird. Hört auf Kinder zu demütigen, nur weil ihr es könnt. Hört mit dem verdammten Adultismus auf. Er führt uns alle, die ganze Gesellschaft in die Hölle. Wir sind auf dem besten Weg dorthin.