28. August 2023

Erster Tag am Gymnasium - Was geht besser?

Dies ist ein Spontanblogeintrag. Er wird direkt geschrieben, nachdem die Kinder von ihrem ersten Schultag nach Hause kommen. Sie sind voll von neuen Eindrücken und spurdeln über vor Mitteilungsdrang.

Aber fangen wir morgens an. Natürlich sind sie müde, denn sie sind in den Ferien natürlich nicht um 6.30 Uhr geweckt worden. Das geht besser: Forscher und führende Pädagogen haben unter anderem durch empirische Erfahrungen längst herausgefunden, dass ein flexibler Schulanfang zu besseren Lernergebnissen führt. Aber das nur am Rande, dafür gibt es hier und an anderen Stellen ja bereits genug Texte, Videos und Informationen. Also ... sie wurden geweckt. Als sie dann wirklich wach waren, waren sie sehr fröhlich, haben sich gefreut, haben gesungen. Das geht nicht viel besser! So ist das richtig.

Als sie dann nach Hause kamen, waren sie nicht mehr ganz so fröhlich.

"Ich bin so wütend ..." - ist ein zentraler Tenor. Und man muss sich gleich fragen: warum ist das Kind wütend? Und: könnte man etwas anders machen, damit das Kind nicht so wütend ist. Könnte der erste Schultag so gestaltet sein, dass das Kind begeistert ist oder erfreut? Sich schon auf den nächsten Tag freut?

Wir befinden uns in einem Keimbahnprozess - und nein, dieser Artikel wird ganz und gar nicht esoterisch. Der Keimbahnprozess findet überall statt. Dann nämlich, wenn etwas Neues beginnt. Wenn zwei Zellen verschmelzen, ist einen Moment lang ein unerforschtes und ein unergründliches Chaos. Aber genau dieses Chaos ist so entscheidend für das Leben. Daher ist es mir wichtig, genau diese ersten Eindrücke aufzufangen und einzufangen, zu reflektieren und - ömmmm - daraus zu lernen wie es möglicherweise besser geht.

Zunächst einmal muss ich allen Beteiligten höchsten Dank und Respekt zollen! Es ist sicher nicht einfach für Lehrer und Schulleiterinnen diesen Tag zu organisieren, zu planen und durchzuführen, etwa hundert Kinder an der Schule aufzunehmen, ihnen eine erste Orientierung zu geben und in das Schulleben zu integrieren.

Dennoch ... - muss ein solcher Tag denn wirklich mit der Schulbürokratie gefühlt gefüllt werden? Es werden soundsoviel Regeln erklärt und Zettel zur Unterschrift im Elternhaus ausgegeben. Ob das Kind nun am Religionsunterricht teilnimmt, eine angeblich besondere Begabung hat, das Schulgelände in der Pause verlassen darf oder bestimmte Intolleranzen hat. Ja, das mag alles wichtig sein. Aber genau darum geht es im Schulalltag nicht! Es ist für die Kinder, die neu in die Schule kommen vollkommen belanglos, ob nun das Schulgesetz oder irgendwelche Landesregeln diese und jene Unterschrift der Eltern brauchen oder nicht. Mehr noch: es ist kontraproduktiv. Aus verschiedenen Gründen. Zum einen wird damit dieser wichtige Tag mit unnötigem Zeug vollgestopft und vergeudet. Zum anderen wird die Kinder gelehrt: Bürokratie first! Beschäftigung mit lebensfremden Dingen stehen im Vordergrund. Das geht besser! Und es ist einfach dies besser zu machen. Stichwort Digitalisierung. Haben wir nicht am Informationsabend alle unsere E-Mail Adressen bekannt gegeben? Wäre es nicht ein Leichtes, genau darüber die Eltern über die Formalitäten zu informieren? Und noch viel einfacher: den ganzen Quatsch gleich zu digitalisieren? Dann bekommt jedes Elternhaus einen eigenen Link und kann darüber die ganzen Formalitäten organisieren. Das Sekretariat ist entlastet, es wird kein unnötiges Papier verschwendet, der Lehrer ist entlastet und vor allem: die Kinder, die ja mit dem ganzen büroratischen Quatsch gar nichts zu tun haben, werden damit nicht belästigt.

Also nochmal: das geht besser! Nehmt jedes Kind als individuelles Wesen auf! Nehmt die Neugier jedes einzelnen wahr. Zeigt ihnen, wie viel Freude ihm lernen in der neuen Schule bereiten kann.

Dann werden den Kindern ein Stapel Schulbücher ausgeteilt. Ja. Wirklich. 2023. Ein Stapel langweiliger Schulbücher aus Papier. Erinnert ihr euch gerne an eure Schulbücher? Vermutlich eher nicht. Ja, es war irgendwie ganz nett am Anfang den Atlas durchzublättern oder auch mal auf den letzten Seiten des Sprachbuches zu lesen. Das war's aber auch schon. Das kafkaeske Motto der Schulleiterin zur Schulvorstellung am Tag der offenen Tür "Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen" bilden Schulbücher garantiert nicht ab. Schulbücher sind ein Anachronismus von gestern. Genauer gesagt: Schulbücher müssten verboten werden. Sie sind papierene Steine, die den Weg des Lernens erschweren. Sie kosten einen Haufen Geld. Sie belasten unnötig die Rücken der Kinder, es ist jeden Morgen Stress, welches Buch denn heute mit muss und welches nicht.

Und sonst? Das eine Kind klagt über Rückenschmerzen, nachdem es sechs Schulstunden auf seinen unbequemen Stuhl gezwungen wurde. - Auch das geht besser. Beide Kinder wollen weder als förderungswürdig noch als besonders begabt eingestuft werden noch dafür bekannt sein. Auch danach wurde in der Klasse gefragt. Auch das zeigt, dass in den meisten Schulen die Bildungsaufgabe nicht so recht begriffen ist. Wer mit einem Tabeltcomputer arbeiten darf wird auch erst nach einigen Wochen Schulzeit entschieden. Arrrrrgh!!! Freunde!!! Wie soll ich das sagen ... es gibt Schulen, die quasi papierfrei sind. Ganze Schulen! Und ihr macht jetzt so ein Theater, wenn ein Kind einen Tabletcomputer als Arbeitsmittel einsetzen will. Das System scheint an dieser Stelle zunächst auf Misstrauen aufzubauen. Es sind, wenn man so will, alles Kleinigkeiten. Aber viele Kleinigkeiten in der Summe zusammengenommen ergeben dann doch einen Belastungsklotz, den ihr den Kindern aufbürdet. Und das ist unnötig - und geht, auch wenn ich mich da wiederhole, besser. Es braucht hierfür nicht mehr Geld. Es braucht nur einen gewissen Willen.