7. Juli 2022
Ferienzeit ist Zeugniszeit - die ZEIT über Notendruck in der Schule
Gestern erschien ein Interview in der Zeit mit dem Schulrat und Bildungsforscher Björn Nölte über das Thema Schulnoten. Björn Nölte ist Schulrat in Berlin und Gründungsmitglied im Institut für zeitgemäße Prüfungskultur. Über das Thema Noten hat er zusammen mit Philippe Wampfler das Buch "Eine Schule ohne Noten: Neue Wege zum Umgang mit Lernen und Leistung" geschrieben. Nur so nebenbei: das Interview ist lesenswert und deckt viele Aspekte von Befürwortern und Gegnern der Notengebung ab.
Die Zeit druckt das Interview natürlich nicht ohne Grund zur besten Ferienzeit ab, wenn nämlich fast alle Schülerinnen und Schüler dieser Nation Notenzeugnisse bekommen und in vielen Familien dann eine gewisse Unruhe, Irritation oder auch Freude aufkommt über die kompakt zusammengefasste Bilanz des vergangenen Schuljahres. Echt jetzt? Nein! Wer das Interview liest, wird einsehen, wie wenig die Notenzusammenfassung vom wirklichen Schulgeschehen abbildet, wie wenig aussagekräftig diese Zusammenfassung ist, wie wenig motivierend und wie nutzlos für das ganz praktische Leben.
Man muss, wenn man das Interview zum zweitenmal liest, staunen, wie langsam doch bedeutende Erkenntnisse in die Köpfe von Eltern, Lehrerinnen und Lehrern, Schulleitern, Frau Priens und Oldenburgs und sogar Schülerinnen und Schüler tröpfeln. Es ist doch erschreckend, dass die Politik über das schlechte Abschneiden in Tests über Mathe- und Deutschkompetenz jammert, die eigene Kompetenz in Sachen Ausgestaltung des Bildungsrahmens aber ungefähr auf dem Stand von vor 150 Jahren ist. Und - gerade in diesen schwierigen Zeiten mit Corona und gewalttätigem Weltgeschehen, Klimaunsicherheit und noch mehr - muss es geradezu katastrophal erscheinen, dass sich das Bildungssystem in einem wahrhaft bemitleidenswerten Zustand befindet. Schule geht besser. Fragt Schülerinnen und Schüler. Fragt Bob Blume. Fragt Björn Nölte.
Es ist eigentlich fast so wie bei einem reifen Apfel: es ist einfach, an die Frucht zu kommen. Denn die dringend herbeigesehnten und erforderlichen Reformen sind tatsächlich reif. Es müssten nur die Bremser und Blockierer weg. Dies geht wieder an Karin Prien und Kolleginnen.