10. Juni 2024

Die Europawahl ist ausgezählt. Was Schule mit den Ergebnissen zu tun hat.

Ich habe es ja schon öfter hier geschrieben. Aber heute ist es nochmal besonders eindringlich und besonders eindrücklich. Gemäß der Schulgesetze soll die Schule die jungen Menschen zu verantwortlichen Teilhabern an der freiheitlich demokratischen Gesellschaft befähigen.

Die Wahlergebnisse zeigen es sehr deutlich: die Schule erfüllt ihre Aufgabe nicht. Und zwar überhaupt nicht. Also nicht nur "naja, so ein bisschen besser würde es schon gehen ...". Nein. Die Schule versagt an der ihr wichtigsten Aufgabe komplett.

Warum bin ich in meinen Aussagen so absolut?

Nun. So ein Blogartikel kann das Thema natürlich nicht gänzlich abdecken. Der gesamte Blog kann dies auch nicht. Der gesamte Blog bildet jedoch mehr ab, als ein einziger Artikel. Deswegen muss dieser Artikel auch im Kontext gelesen und verstanden werden.

Aber zu den Fakten. Die Politiker der rechtsextremen AfD Partei sind am häufigsten von Gewalttaten und Anschlägen betroffen. Das heißt so viel: der Hass ist nicht auf die rechtsextreme Strömung begrenzt. Der Hass zieht sich durch weite Kreise des gesellschaftlichen und politischen Spektrums.

Die Skandale der rechtsextremen Partei haben ihr nicht geschadet. Man möchte fast sagen: im Gegenteil. In Mecklenburg ist sie sehr klar als stärkste Kraft hervorgegangen. Was so viel heißt, dass es in weiten Kreisen als vollkommen normal gilt, rechtsextrem zu wählen.

Treue Lehrkräfte fragen sich jetzt wieder: aber wir sind doch gegen rechtsextreme Parteien. Wir machen ganz normal Unterricht und wir sind als Schule zu politischer Neutralität verpflichtet. Allgemeines Schulterzucken.

Ich möchte hier noch etwas anmerken. Ich war lange der Ansicht, dass AfD Wähler auch aus Verzweiflung die AfD wählen. Da in der letzten Zeit jedoch sehr viel und ausführlich über die populistische Partei berichtet wurde, auch auf die Gefahren hingewiesen wurde und auf die Folgen der Erstarkung nationalistischen Denkens, muss ich diese Annahme relativieren. Im Landkreis Nordwestmecklenburg machten 24,4% der Wählerinnen und Wähler bei 66% Wahlbeteiligung ihr Kreuz bei der rechtsextremen Partei. Das ist kein Spaß mehr!

Und jetzt nochmal: was hat Schule damit zu tun?

Die Schule ist die Brutstätte von Gesinnung für unsere Kinder und Jugendlichen. Herbert Renz-Polster hat dies mit seinem Buchtitel "Erziehung prägt Gesinnung" sehr schön und prägnant und aussagekräftig ausgedrückt. Wir haben es nicht mehr mit einzelnen Spinnern zu tun. Es ist eine Strömung geworden. Und man kann die Wirkung der Schule tatsächlich messen. Mecklenburg hat das vermutlich rückständigste Schulsystem der ganzen Republik. Die Orientierungsstufe bringt dem dreigliedrigen Schulsystem sozusagen den Ausleseturbo. Und einen weiteren Kohorten- und Lehrerwechsel. Einen Wechsel der wichtigen Bezugspersonen. In weiten Bereichen arbeiten noch Fachkräfte aus dem DDR System. Diese Fachkräfte sind teilweise offene Gegner eines freiheitlichen Bildungssystems. Wir haben es also hier in Mecklenburg mit vielen Schulen zu tun, die offen autoritäre Methoden anwenden. Damit tragen sie dazu bei, dass die Kinder ein niedriges Selbstwertgefühl entwicklen, dass die Sozialkompetenz kaum entwickelt wird und dass die Selbstverantwortung ebensowenig gefördert wird.

Ein Beispiel hierzu. Der Musiklehrer in der Klasse 7 verlangt, dass alle Arbeitsblätter sauber im Hefter abgeheftet werden und ein Inhaltsverzeichnis hierfür erstellt wird. Wird der Hefter nicht abgeliefert, so gibt es eine 6. In Musik. Und wenn das Kind noch so gerne und so gut Musik macht wie es will. Es kommt auf den Hefter an. Wie bekloppt kann ein System sein? Es geht dabei nicht um die Sache. Denn Arbeitsblätter in einen Hefter abheften und ein Inhaltsverzeichnis zu fertigen, fördert in keinster Weise die Musikalität, die Kenntnisse von Harmonielehre oder Musikgeschichte. Es geht dabei nur um Demütigung und psychische Gewalt.

Ich bin nicht jeden Tag in der Schule. Aber solche und ähnliche Methoden werden jeden Tag in jeder Klasse angewendet. Was lernen die Schüler? Die Psychologie und Hirnforschung weiß es genauer. Die Frustrationszentren im Hirn werden ausgebildet und verstärkt. Und jetzt schließen wir den Kreis zu den Wahlergebnissen. Rechtswähler sind frustriert und von Angst erfüllt. Sie haben in der Kindheit nicht gelernt selbstverantwortlich, sozialkompetent und empathisch zu sein.

Und das wäre die Aufgabe der Schule. Kinder und Jugendliche zu stärken und sie mit den Kenntnissen und Kompetenzen auszustatten, die die freiheitlich demokratische Gesellschaft braucht. Schule geht besser.