26. Januar 2022
Arbeitszeiten von Lehrern - eine Studienstudie des Deutschen Schulportals
Das Deutsche Schulportal schaltet eine Anzeige in ZEIT Online. "So viele Stunden arbeiten Lehrer wirklich". Ist nicht sonderlich verwunderlich, denn die ZEIT und das Deutsche Schulportal stecken zusammen mit der Robert-Bosch-Stiftung unter einer Decke. Das ist eine gute Sache - will man meinen. Denn Lehrerarbeitszeiten, das ist ja so ein Reizwort. Die einen sagen: die Lehrer haben ja eh nur Ferien, Lehrer arbeiten ja nur vormittags - und all sowas. Andere sagen: Lehrer, das ist der stressigste Beruf ever. Da kann eine Studienstudie doch nur helfen.
Damit ihr euch einlesen könnt, hier der Link zur Studie https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrerarbeitszeit-infografik-so-viele-stunden-arbeiten-lehrerinnen-und-lehrer-wirklich/
Da das Thema ja durchaus interessant ist, habe ich die Studienstudie einmal ausgewertet. In der Tat bietet sie recht nüchtern einen Überblick über Lehrerarbeitsstunden und versucht das Thema ausführlich zu beschreiben. So beträgt die Normarbeitszeit für Lehrer 46,38 Stunden pro Woche während der Schulzeit. Damit wird die längere Ferienzeit kompensiert. Der Artikel schlüsselt auf, an welchen Schultypen wieviel Prozent im Durchschnitt mehr oder weniger gearbeitet wird, wie sich die Arbeitszeit auf Unterrichtszeit, Vorbereitung, Weiterbildung verteilt, wieviel an Wochenenden gearbeitet wird, wieviel nachts gearbeitet wird, dass auf vielen Wunschlisten von Lehrern die Reduzierung steht, dass in der Pandemie die Arbeitsbelastung besonders hoch ist usw. usw. Lesen könnt ihr selbst.
Nur - was macht man jetzt mit der ganzen Schlauheit? Ich habe mich mal auf den Weg gemacht. Ich bin ganz in den Süden gefahren, an die schweizer Grenze. Ihr wisst schon wohin .... ich bin an eine Brennpunktschule gefahren. Nach Wutöschingen. Natürlich nur virtuell. Ich habe mit Stefan Ruppaner gesprochen - nicht wirklich, aber er hat in einem YT Video beschrieben, wie das Arbeitszeitmodell an der Alemannenschule in Wutöschingen ist. Sie haben dort Wahlarbeitszeiten eingeführt. Also die Kollegen können entscheiden, ob sie nach dem üblichen Deputatmodell bezahlt werden wollen oder nach dem Zeitstundenmodell. Achtung, es wird interessant: die meisten Kollegen wollen nach Zeitstunden bezahlt werden. Ist das krass? Ich finde, es ist bemerkenswert. Warum?
In der Alemannenschule gibt es den ganzen Tag sehr viel zu tun. Jeder Lehrer muss seine Vertrauensschüler betreuen, quasi den ganzen Tag ansprechbar sein für jeden, im Lernatelier arbeiten, Input Stunden geben, Elterngespräche führen und vieles mehr. Was er nicht machen muss: Unterrichtsvorbereitung, Arbeiten korrigieren und ein paar andere lästige Aufgaben, die an konventionellen Schulen anfallen. Das heißt, in Wutöschingen wird der Lernbegleiter dafür bezahlt, Mensch zu sein und als Mensch für Menschen präsent zu sein. Wenn Feierabend ist, ist Feierabend. Die Arbeit wird weder ins häusliche Wohn- noch ins Arbeitszimmer geschleppt. Sie findet immer an und in der Schule statt. Noch etwas fällt auf: diese Arbeit ist deutlich weniger Burnout gefährdet, weil sie realer ist. Weil sie Freude macht. Sehr schade, dass so etwas nicht im Deutschen Schulportal steht. Immerhin hat sich das Schulportal "Für mehr gute Schulen" auf die Fahnen geschrieben.