13. Juni 2022

Warum Bildung auch eine Angelegenheit der Gesellschaft ist

Wenn heute von Bildung gesprochen wird, so sind doch viele Menschen der Ansicht, dass das Thema nur und vor allem Kinder und die Bildungsberufe betrifft. Sogar Eltern stehen oft an der Seitenlinie und fühlen sich nicht wirklich von dem betroffen, was in den Schulen mit den Kindern vorgeht. Es wird vielleicht noch gefragt: welche Note hast du in der Mathearbeit? Oooh, eine drei, das ist aber schlecht ... Man kann das blauäugig nennen oder naiv. Gesund ist das nicht. Weder für die Lehrer noch für die Kinder.

In der ZEIT gab es gestern einen Artikel in der Rubrik Ostdeutschland unter der Überschrift Männerland. Der Artikel steht hinter einer Bezahlschranke. Der Artikel thematisiert das seit dem Mauerfall sich ungleich entwickelnde Geschlechterverhältnis in Ostdeutschland. In einigen strukturschwachen Gegenden beträgt der Männerüberschuss 25%. In dem Artikel wird auch verwiesen auf eine Studie mit dem Titel Abwanderung und Alterung - Gefahr für die Demokratie des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung aus dem Jahr 2019.

Der Artikel zeigt auch, wie ideenlos die Politik bei diesem Thema ist. Das ist kein Zufall. Denn schließlich hat ja genau die Politik die Verhältnisse so versiebt, dass junge und gut ausgebildete Frauen lieber im Westen leben.

Wir werfen daher einen Blick in die Kommentarspalte.

kommentator24.de schreibt:

Ich, seit acht Jahren Wessi im Osten, sage erstmal vielen Dank für den Artikel! Denn das Phänomen ist merklich spürbar. Dass Programme wirklich helfen, glaube ich allerdings nicht.
Ich kenne auch Frauen, die rübergemacht haben. Sie sagen ganz klar: sie kehren nicht zurück. Warum? Es fehlt die Perspektive, also die gute Aussicht nach vorne. Die Aussicht sieht so aus: geringerer sozialer Standard (geringerer Lohn bei gleichen Lebenshaltungskosten), geringere berufliche Perspektive (weniger Anerkennung, weniger interessante und anspruchsvolle Tätigkeit) und mehr rückwärtsgewandte Weltsicht.
Was helfen würde?
Investition in Bildung, Investition in Bildung und Investition in Bildung. Weniger monetär, mehr strukturell. Ich kenne hier Schulen, die funktionieren autoritär wie aus dem vorvergangenen Jahrhundert und viele (Lehrer und Eltern) finden das vollkommen normal. Dabei würden besonders Männer von einem modernen Bildungssystem profitieren, in dem besonderer Wert auf Sozialkompetenz, Selbstvertrauen und Verantwortung gelegt wird. Das ist noch weitestgehend unpopulär in den Ostschulen (wobei viele Westschulen dort auch noch Aufholbedarf haben).
Menschen mit einem hohen Selbstvertrauen, mit Verantwortungsbewusstsein und Sozialkompetenz sind zufriedener, beeinflussen die Gesellschaft positiv und neigen weniger zu Extremismus.

Hierfür erhalte ich innerhalb eines Tages 93 Lesersterne.

Einerseits übe ich mich in prägnanten Texten. Twitter mit 163 Zeichen kommt mir da nicht so sehr entgegen. Schon 2000 Zeichen sind für mich eine Herausforderung. Dass dennoch ein so langer Kommentar gelesen und dann auch noch positiv bewertet wird, zeigt dann aber doch, dass das Thema durchaus gesellschaftsfähig wäre.

Oder kurz und knapp: Schule geht besser - auch in Ostdeutschland, auch in Mecklenburg ...