15. März 2022
Süddeutsche: "Lesekompetenz - Viertklässler zurückgefallen"
Unter diesem Titel wird über "Eine repräsentative Studie des Instituts für Schulentwicklungsforschung der Universität Dortmund" berichtet. Unter fast 4300 getesteten Kinder hatten 2021 nach gut einem Jahr Pandemie eine "substanziell geringere" Lesekompetenz als Viertklässler im Jahr 2016.
Die Frau Bildungsministerin schließt nun messerschaft und ebenso prominent, dass es nicht wieder zu Schulschließungen kommen darf. "Es ist nicht hinzunehmen, dass Viertklässler beim Lesen ein halbes Schuljahr verloren haben. Dabei ist Lesen eine der wichtigsten Grundkompetenzen", sagte die FDP-Politikerin am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.
Ich lasse hier mal ein YT Video laufen. Den Link hat mir gestern jemand geschickt. Es spricht Dr. Helga Breuninger. Sie promovierte an der Universität Essen als Psychologin mit „Lernziel Beziehungsfähigkeit“. Sie baute das Essener Modell der Lehrerbildung an der Uni Essen auf und entwickelte die integrative Lerntherapie. Schaut euch also gerne das Video an, danach reden wir weiter ...
Was Frau Stark-Watzinger gerne verschweigt: die soziale Spaltung findet auch bei geöffneten Schulen statt. Was die Studienmacher gerne übersehen: die mangelnde Lesekompetenz könnte durch geeignete Unterrichtsmethoden durchaus aufgefangen werden. Es wird natürlich immer in der einen Disziplin stärkere, in der anderen Disziplin andere starke Kinder geben. Warum nicht. Es müssen nicht alle Kinder zur gleichen Zeit gleich gut irgendetwas können. Aber die soziale Spaltung, die lässt sich zuverlässig verringern. Das geht nur, indem sich Lehrer auch als Mutmacher verstehen und nicht nur als Arbeitsblätterverteiler. Das geht nur, wenn die Schule als eine Gemeinschaft empathischer Menschen verstanden und gelebt wird.
Ganz und gar schwarz vor den Augen wird einem, wenn man die Kommentare unter dem gleichen Artikel in Der Zeit liest.
Die Lesekompetenz von Kindern spiegelt meist direkt das Elternhaus. Manche Eltern können oder wollen ihre Kinder nicht fördern. ...
Genau das ist das Problem. Es ist nicht nur das Problem der Schulen, sondern vor allem der Eltern....
... Wer eine Sprache lernen will muss sie schon genau mit Rechtschreibung und Grammik lernen. ...
Es ist leider so, dass sich der Irrtum so in den Hirnen festgefressen hat, dass schon ein einschneidendes Ereignis eintreten müsste, um einen Sinneswandel auf breiter Front in Gang zu setzen.
So ein bisschen Hoffnung taucht immer wieder mal am Horizont auf.
Hier noch drei Links - auch die habe ich gestern bekommen.
Lernlust.JETZT
Helga Breuninger Stiftung
LernKulturZeit
Wer sich die Studie wirklich antun will, findet diese hier.
Ich frage bei den Studienverfassern nach:
...
Was mir dabei aber ganz eklatant fehlt, und wo ich eigentlich erwartet hätte, dass ein Institut für Schulentwicklungsforschung dies berücksichtigt, sind die Unterschiede in der Lernumgebung. Also: ist die Lesekompetenz höher oder geringer, wenn sich ein Kind in der Schule wohl fühlt oder ist die Lesekompetenz höher oder geringer, wenn sich ein Kind nicht wohl fühlt, von dem Mitschülern gemobbt wird und vom Lehrer in seinen Bedürfnissen nicht wahrgenommen wird.
...
Ich bekomme innerhalb eines Tages eine ausführliche und aussagekräftige Antwort, die ich hier gerne zitieren würde, die aber leider vertraulich ist. Daher schreibe ich sinngemäß, dass das Insititut an diesem Thema dran ist und diese weiteren Schülermerkmale als hochspannend und relevant ansieht.