Schüler- Elternumfrage - Versuch einer Auswertung

Wie heißt es doch noch so schön? - "Glaube keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast!". Nun. Diesem Mantra kann ich mich natürlich nicht 100%ig entziehen. Da bin ich ehrlich. Es gibt eine weitere Hürde: ich kann die Originaldaten nicht zur Verfügung stellen. Denn obwohl wir den Teilnehmern Anonymität zugesichert haben - ganz anonym sind die Daten dann auch wieder nicht, hauptsächlich der Einträge in den Freitextfeldern wegen. Ich werde daher die Originaldaten nicht zur Verfügung stellen. Ich versichere aber, dass ich an den Umfragedaten nichts manipuliert habe, auch dort nicht, wo Probanden eine Frage nicht richtig verstanden haben und daher das Ergebnis nicht wirklich valide ist. An diesen Stellen habe ich Anmerkungen gemacht.

Der Schülerteil

1. Frage: "Ich fühle mich in der Klasse 5c ..." (Multiple Choice)

54,55% der Antworten (6) antworteten mit "ich fühle mich meistens wohl"
45,45% der Antworten (5) antworteten mit "ich fühle mich selten wohl"
0% bekamen "ich fühle mich immer sehr wohl" und "ich fühle mich gar nicht wohl"

2. Frage: "Ich gehe gern zur Schule weil ..." (Prozent)

gebe ich mal die ganze Tabelle wieder, weil doch interessant

Bitte sucht in der Tabelle die Eindeutigkeit der Aussagen.

3. Frage: Ich gehe gar nicht gern zur Schule  (Text Eingabe)

• Weil manche Lehrer nicht wirklich nett sind. Dass gerade keine interessanten Unterrichtsthemen dran sind.
• Weil wenn ich geärgert werde, bekomme ich das Gefühl von den meisten Lehrern nicht ernst genommen zu werden.
• Ungerechtigkeit.
• Weil die Lehrer langweilig sind.
• Ich finde es nicht gut, dass die Klassen gemischt wurden.
• Beim Bus anstehen ist viel Gedränge, der Bus ist immer so voll.

Rechtschreibung wurde von mir teilweise korrigiert.

4. Frage: Sortiere, was dir in der Schule am wichtigsten ist. Das Wichtigste steht oben."  (Ranking-Frage)

Bei der Auswertung dieser Frage muss ich auch auf die große Varianz hinweisen. So stehen die Kopfnoten bei vier Antworten auf Platz 2. Bei neun Antworten stehen die Kopfnoten auf den Plätzen 7 bis 9. Gutes Miteinander in der Klasse steht dreizehn mal auf den Plätzen 1-3, einmal auf dem Platz 4. Lobkarten erhält als höchsten Wert einmal den Platz 3. Noten in den Schulfächern verteilt sich gleichmäßig auf die Plätze 1 bis 10.

* Die Antwort wurde mindestens einmal nicht richtig verstanden und falsch einsortiert. Dies wurde in der Statistik nicht berücksichtigt. Da die Bedeutung ähnlich ist, dürfte der korrekte Rang für die Kopfnoten ähnlich wie der der Lobkarten sein.

5. Frage: Wer oder was hilft mir, mich in der Schule gut oder besser zu verhalten? (Bewertungs-Frage)

Da die Tabelle hier sehr unübersichtlich ist, setze ich mal die Grafik ein. Bewertung 6 und Bewertung 7 waren Freitextfelder. Diese wurden nicht genutzt.

6. Frage: Ich habe Zeit für meine Hobbies außerhalb der Schule ... (Bewertungs-Frage)

9 Teilnehmer haben die Frage beantwortet. Der Durchschnitt liegt bei 74,3%.

7. Frage: Das sind meine Hobbies: (Texteingabe)

Die Antworten lasse ich hier weg, da sie Rückschlüsse auf die Teilnehmer erlauben und zum Umfrageergebnis nicht wirklich beitragen.

8. Frage: Das würde ich an der Schule verändern: (Texteingabe)

Rechtschreibung tlw. korrigiert, * Name durch Platzhalter ersetzt.
** die Mensa-Toilette ist wie die ganze Mensa neu.

9. Frage: Das würde ich in meiner Klasse verändern:  (Texteingabe)

10. Frage: Ich gebe der Schule folgende Note: (Auswahl)

Durchschnitt: 3,54

Die Eltern haben die Durchschnittsnote von 3,8 vergeben.

11. Frage: Sonstige wichtige Mitteilungen: (Texteingabe)

Der Elternteil

Frage 12: Wie ist Ihrem Kind der Übergang von der Grundschule in Klasse 5 gelungen?  (Bewertungs-Frage)

Die Frage wurde von 10 Teilnehmern beantwortet.

Was hier auf der Grafik so gut aussieht, ist alles andere als gut. Die Skala geht von 1-5. Es wird also maximal Durchschnitt erreicht. Die Kommunikation mit der Schule und die Freude der Schüler dagegen sind deutlich unter Durchschnitt.

Frage 13: Lernt Ihr Kind in der Schule … (Bewertungs-Frage)

Anzahl Antworten: 9. Mögliche Werte: 0-100

Frage 14: Sortieren Sie, was Ihnen in der Schule am wichtigsten ist. (Ranking-Frage)

Anzahl der Antworten: 12

* werden von der Schule auch nicht angeboten.
** bei fast gleichmäßiger Verteilung der Platzierung von den Plätzen 1-9
*** vmt. mindestens eine Falschantwort auf Pos. 2 statt 9. Ergebnis enthält Falschantwort.

Frage 15: Welche Dinge fallen Ihnen an der Schule besonders positiv auf?  (Text Eingabe)

6 Antworten

Frage 16: Womit hat Ihr Kind Schwierigkeiten?  (Text Eingabe)

6 Antworten

Frage 17: Was würde die Situation für Ihr Kind verbessern? / Was würde Ihrem Kind helfen?  (Text Eingabe)

Frage 18: Wo sehen Sie bzgl. der Klasse / der Schule außerdem Verbesserungsbedarf? (Text Eingabe)

Frage 19: Welche Note würden Sie der Schule geben?  (Bewertungs-Frage)

10 Antworten

Frage 20: Was wünschen Sie sich vom Elternrat / dem Klassenlehrer / der Schulleitung? (Text Eingabe)

Frage 21: Sonstige Bemerkungen:  (Text Eingabe)

Was sagen uns diese Umfrageergebnisse

Zunächst fallen zwei Punkte besonders auf: die große Varianz der Bedeutung der Notengebung. Und der sehr deutliche Schwerpunkt auf das Klima in der Klasse.

Beurteilung der Bedeutung der Notengebung

Sowohl Kinder als auch Eltern sind sich nicht einig, ob nun die Notengebung hilft etwas zu lernen oder nicht. Die Beantwortung dieser Frage weist die höchste Varianz auf. Woher kommt das? Und was könnte es bedeuten?

Ich sehe hauptsächlich zwei Gründe. Zum einen gibt es Kinder, die einfach gute Noten haben. Die finden Notengebung natürlich gut. Denn durch die guten Noten setzen sie sich ab von denjenigen Kindern, die nicht ganz so gute Noten haben. Das gilt für Schüler und Eltern gleichermaßen. Auch Kinder mit nicht ganz so guten Noten mögen in dem Glauben leben, dass ihnen die Notengebung hilft besser zu werden. Und da kommen wir zum zweiten Grund: es fehlt ganz schlicht an Aufklärung. Diese Aufklärung fehlt Lehrern, Eltern und Schülern. Wer in seinem Glauben mit einem Schulsystem aus dem vorvergangenen Jahrhundert verhaftet ist, wird kaum auf die Idee kommen die Notengebung in Frage zu stellen. Also: so klein diese Umfrage ist, so macht sie doch deutlich: Aufklärung wäre ein ganz elementar wichtiger Faktor, um die Situation an den Schulen grundlegend zu verbessern. Lehrer, Schüler und Eltern müssen wissen, dass es effizientere und gerechtere Feedbackmethoden gibt, die dann auch tatsächlich in Lernmotivation umgesetzt werden können.

Und schon kommen wir zum Punkt zwei, dem Klima in der Klasse.

Die Lehrer

In der Frage 2 "Ich gehe gern zur Schule weil ..." hat die Antwort "weil die Lehrer nett sind" die höchste Standardabweichung. Die Werte gehen von 0 - 90. Ich muss natürlich zugeben, dass es nicht zur Grundqualifikation eines Lehrers gehört "nett" sein zu müssen. Ein Lehrer sollte empathisch, kompetent, freundlich, klar, ehrlich, wertschätzend sein. Aber nett? Nun - lassen wir erstmal so stehen. Die Schüler beurteilen dies sehr unterschiedlich. Das lässt dann aber doch aufhorchen, ist zumindest bemerkenswert. Ich möchte nun nicht so weit gehen, dass es Lieblingsschüler gibt. Es zeigt aber doch, dass im Umgang miteinander, also zwischen Lehrern und Schülern etwas nicht stimmt. Auch die Antworten der Frage 8 sollten aufmerksam machen und wir müssen uns die Frage gefallen lassen: sind die Lehrer vielleicht gestresst? Schlecht ausgebildet? Uninteressiert? Es wäre auf jeden Fall ein Punkt, den die Schulleitung genauer untersuchen sollte.

Das Miteinander in der Schule

Das wirklich eindeutigste Ergebnis der Umfrage ist, dass allen, Eltern und Schülern das Miteinander in der Klasse am allerwichtigsten ist. Schon bei der Schülerfrage Nr. 2 ist die Antwort "ich Mitschülerinnen, Mitschüler / Freundinnen, Freunde treffe" signifikant an erster Stelle. Bei der Schülerfrage Nr. 4 ist es die Antwort "gutes Miteinander in der Klasse".

Bei den Misfits ist es ähnlich: "Längere Früstückspausen, (nette Lehrer)", "Dass man nicht immer gleich ein Tadel bekommt." - "Mehr Zusammenarbeit, Teamarbeit und ein respektvoller Umgang. Dass jeder so behandelt wird, wie man selber behandelt werden möchte."

Für mich ist es erschreckend, wie wenig in der Schule genau darauf Rücksicht genommen wird, was den Kindern wichtig ist. Lernforscher wissen ja genau dieses: fühlt sich ein Kind wohl, lernt es gut. Fühlt es sich unwohl, lernt es schlecht. Warum, so frage ich mich, wird genau dieses Potential so fahrlässig vernachlässigt?

In diesem Zusammenhang geradezu erschreckend war für mich die Antwort "Dass man die alten Klassen wieder hat und dass man in den Pausen drinnen bleiben darf" sowie "Ich finde es nicht gut, dass die Klassen gemischt wurden". Und dies, nach einem halben Jahr! Ja, ein Schulwechsel oder der Wechsel einer gewachsenen Bezugsgruppe ist immer ein Bruch. Nicht umsonst versuchen moderne Schulsysteme so wenig wie möglich Bezugsgruppenwechsel. Aber ist es dann nicht geradezu eine Pflicht der Pädagogen der neuen Gruppe Raum und Zeit zu geben sich zu finden und sich schätzen zu lernen? Neue Freunde finden, Gemeinsamkeiten finden, Teamgeist entwickeln?

Lobkarten

Geradezu vernichtend kommen die Lobkarten in der Beurteilung weg. Sowohl in ihrer Auswirkung als auch in ihrer Bedeutung. Warum, so frage ich mich, wird so ein idiotisches System durchgezogen, obwohl es maßgeblich zur allgemeinen Missstimmung beiträgt?

Anspruch und Wirklichkeit gehen weit auseinander

Die Eltern wünschen sich, dass die Kinder für Lerninhalte begeistert werden und gutes Miteinander in der Klasse besteht. Tatsächlich lernen sie als langweilig beurteiltes Fachwissen (was sie eh wieder vergessen), müssen in den zu kurzen Pausen auf eklige Schulklos gehen und werden nach Schulschluss an der Bushaltestelle weggedrängelt, um dann in überfüllte Schulbusse gestopft zu werden.

Ausblick

Es besteht auf jeden Fall Potential zur Verbesserung. Allen Beteiligten wäre zu wünschen, dass dieses Potential schnellstmöglich erkannt und genutzt wird.