25. November 2022
In Hamburg wird gemessen was das Zeug hält. Schreibt die ZEIT
Experten rätseln, weshalb Hamburgs Schulen in Vergleichstests gut abschneiden und vor allem, weshalb sich die Ergebnisse verbessern.
Die ZEIT schreibt heute unter der doch etwas reißerischen Überschrift Die Zauberformel ein Portrait über Martina Diedrich, die Leiterin des dortigen Institutes für Bildungsmonitoring. Der Artikel steht nicht hinter einer Bezahlschranke.
70 Mitarbeitende arbiten in dem Institut. Und es wird dort gemessen was das Zeug hält. Ja, es wird "nur" Leistung gemessen. Aber dabei bleibt es nicht. Es wird auch verglichen. Wenn eine Klasse signifikant schlechter abschneidet als vergleichbare Klassen, dann wird nachgeschaut. Das sorgt nicht bei allen Beteiligten für Begeisterung, wie man sich unschwer denken kann. Doch offenbar ist genau dieses Vorgehen erfolgreich.
Die Hansestadt fängt bei den Kleinsten an, testet alle Viereinhalbjährigen auf ihr Sprachvermögen, setzt bei Defiziten noch vor Schulbeginn auf verbindliche Förderung – und lässt danach kein Kind mehr aus den Augen. In den Klassen zwei, drei, fünf, sieben, acht und neun werden die Leistungen in Deutsch, Mathe und Englisch mit standardisierten Tests überprüft, an jeder einzelnen Schule.
Die 47jährige mit drei eigenen Kindern, einem Psychologiestudium und einer Promotion zu "demokratischer Schulkultur" leitet das Institut seit 2010. Ihre Motivation holt sie aus den täglich erlebten Missständen an den Schulen: "Ich habe tausendmal gesehen, wie schwache Schüler mundtot gemacht wurden und sich niemand um sie gekümmert hat." Es habe sie sehr geärgert, dass "offensichtlich schlechten Lehrern" nicht beizukommen war. "Die durften immer weitermachen." Das sieht sie auch heute noch. "Wie können wir es uns als Gesellschaft leisten, so viele Kinder zu verlieren?" - Offenbar liegt sie mit dieser Frage sehr richtig. Und mehr noch. Martina Diedrich möchte wissen, ob Kinder an ihrer Schule glücklich sind. Das wäre in Deutschland definitiv revolutionär.
Ihre 16jährige Tochter hat mit der Schule aufgehört ohne Abitur zu machen. "... um gesund zu werden".