25. Mai 2023

Goethes Gedicht "Der Erlkönig" als Unterrichtsstoff - eine Diskussion

Ich diskutiere heute einmal mit mir selber.

Die Kinder der Klasse 6 haben in der Schule als Unterrichtsstoff das Gedicht von Goethe "Der Erlkönig". Spaß haben sie dabei nicht. Es nervt sie, es langweilt sie. Sie sollen es auswendig lernen. Sie sollen als Hausaufgabe eine Zusammenfassung schreiben.

Verschiedenes ist hier offensichtlich.

Zum einen handelt es sich um einen Text, der keineswegs für Kinder in diesem Alter in irgendeiner Art und Weise interessant wäre. Vermutlich steht irgendsowas in irgendeinem Lehrplan: Gedicht eines deutschen Dichters lernen. Ich habe keine Ahnung von Lehrplänen. Oder die Lehrerin macht das traditionell schon seit fünfzig Jahren so.

Die Schüler bekommen als Hausaufgabe, eine Zusammenfassung des Gedichtes zu erstellen. Ein Schüler lässt sich die Zusammenfassung von ChatGPT erstellen und liefert den unbearbeiteten Text ab. Der Text ist selbst von Laien sofort als ChatGPT-Text erkenntlich. Die Lehrerin bewertet die Hausaufgabe mit der Schulnote 1.

Offensichtlich ist jedoch, dass die Lehrerin keine Ahnung davon hat, dass es einen Textgenerator gibt, der auf Anfrage einen Text ausspuckt. Auch von Copy & Paste hat die Lehrerin offenbar noch nie etwas gehört.

Dann verlangt sie eine Textinterpretation, und das ist wirklich merkwürdig. Sie ist selbst in keinster Weise in der Lage einen Text zu interpretieren. Sonst hätte sie sofort bemerkt, dass der Text der Aufgabe nicht vom Schüler selbst geschrieben sein kann. Und da müssen wir doch wirklich mal kurz einhaken: wenn ein Lehrer nicht in der Lage ist die Aufgaben der Schüler zu beurteilen, wie soll er dann dazu in der Lage sein die Schüler sachgemäß zu unterrichten?

Ich zitiere hier einmal aus dem sehenswerten YT-Video von Aydin Isik:

So ein brutaler Scheiß ei!
Und das bringst du manchmal in den Schulen den Kindern bei?
Bist du völlig bescheuert?
Und wenn die Kinder heutzutage etwas brutales gewalttätiges machen, dann heißt es "das ist Computerspiel!" - das ist Goethe!
Stell dir vor dein Kind kommt heute nach Hause und du fragst "Kind was hast du heute gelernt" und das Kind sagt "so ein Gedicht von Goethe" - "Ja worum geht es denn da?" - "Da ist so ein Vater, der reitet mit dem bekifften Sohn weil die Deutsche Bahn nicht kommt, dann kommt so ein pädophiler Erlkönig und bummst dem Jungen die Seele aus dem Leib" ... - "Ich hau jetzt ab und Du denkst über deine Bildungspolitik nach! - Habe Tschüss!"

Auftritt an der Künstlerbörse Thun 2016

In einigen Schulen wird dieses Video angeschaut - in einigen auch nicht. Auch wenn die Sprache von Kenan aus Kreuzberg dem aktuellen Zeitgeist entspricht, hinter jedem Humor steckt auch ein Fünckchen Wahrheit.

Ich frage mal anders herum: ist dieses pädophile Gedicht wirklich zeitgemäß?

Wir haben uns die Fassung von Otto angeschaut und haben gelernt, dass Ottos Fassung eigentlich von Heinz Erhardt stammt. Als das Kind einige Zeilen von Heinz Erhardt rezitiert, wird es von der Lehrerin kritisiert.

Also nochmal die Frage: was geht da in der Schule schief?