17. März 2022

Die ZEIT titelt: Schulangst nach Corona: "Die Kinder stehen unter einem hohen Leidensdruck"

Man sollte glauben, Journalismus würde langsam die Zeichen der Zeit erkennen und an Problemlösungen konstruktiv mitarbeiten. Das gelingt nicht immer so wirklich in vollem Maße, auch wenn das Bemühen da ist. Ich habe mir das Interview mit Meike Gresch gründlich durchgelesen und war auf der Suche nach Textstellen, die auch zur Problemlösung beitragen. Nun muss man Frau Gresch zugestehen, dass sie Kinderpsychiaterin ist und keine Pädagogin, keine Schülerin, keine Lehrerin. Aber wer, so fragt sich der betroffene Mensch, wäre nun eigentlich zuständig nicht nur die in den Brunnen gefallenen Kinder wieder herauszuholen sondern mal nach den Ursachen zu schauen weshalb so viele Kinder in den Brunnen fallen? Werden sie etwa gestoßen? Das ist eigentlich etwas, was ich von Qualitätsjournalismus erwarten würde. Dass eben auch die Fragestellung nicht nur immer in die gleiche Kerbe haut: wie äußert sich das Problem, warum ist Corona so schlimm, warum kommen die Kinder in die Psychiatrie, was haben Sie für Therapieangebote und so fort. Wir wissen doch nun mittlerweile sehr genau, dass die meisten Schulen versagensproduzierende Anstalten sind. Was eigentlich evolutionär vollkommen grotesk ist. In Säugetierrudeln ist ja gerade die Gemeinschaft der psychosozial stärkende Faktor.

Also hier die Frage an Frau Gresch: wie müsste Schule gedacht und gemacht werden, dass sich eben Auffälligkeiten nicht herauskristallisieren sondern abbauen? Gibt es Schulen oder Schulformen, an denen vermehrt solche Auffälligkeiten auftreten, gibt es Erfahrungen, in welchen Zusammenhängen diese Auffälligkeiten nicht auftreten oder verschwinden?

Der Jammer an nicht vorhandenen Therapieangeboten ist ja auch laut genug zu vernehmen. Und bis ein Kind mit seinen Eltern soweit ist, dass überhaupt ein Therapieangebot in Frage kommt, ist der Leidensweg ja schon lang und schwer. Es kann doch nicht darum gehen nun mehr Therapieangebote zu machen und die Eltern und Kinder dazu zu bewegen den Leidensweg einfach noch länger zu machen, um dann ein Therapieangebot in Anspruch nehmen zu können. Das ist, liebe Frau Gresch, liebe Frau Lang, eine sehr groteske Vorstellung.

Das Problem liegt ganz klar bei und in den Schulen und dort muss es gelöst werden. Wir können nicht eine Generation und noch eine Generation an Verlierern heranbilden und dann jammern, dass die Eltern ja Verlierer sind und deren Kinder wieder Verlierer sind usw.

Und: es kann gelöst werden. Bitte! Machen Sie mit!

Doch. Zwei Stellen im Text habe ich gefunden, die dann doch einen leichten Hoffnungsschimmer haben durchblicken lassen. Gut versteckt: "Oft klappt Schule nicht, aber das Training im Fußballverein noch sehr gut." - genau - da gucken Sie bitte mal hin. Warum ist das so? Was können Schulen daraus lernen?

Und ganz am Schluss: "Ein individueller Blick auf die Klassen und die Kinder wäre wichtig, um wieder ein sicheres Lernumfeld zu schaffen: Wo steht die Klasse, was braucht sie? ..."

Die Schule muss sich an den Kindern orientieren - nicht umgekehrt.

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