3. Januar 2024
„Die Schule ist kein Ort, an dem Menschen artgerecht gehalten werden.“
Das Zitat stammt von Janne Mohn, die ihr Referendariat als Grundschullehrerin abgebrochen hat. Ich habe es aus einem Artikel aus der Zeitung, der leider hinter einer Bezahlschranke liegt.
Der Artikel ist lesenswert! Fragt mich, ich kann ihn euch gerne schicken.
54% aller Lehramtsstudentinnen beenden das Referendariat und stehen so als Lehrer zur Verfügung. 46% brechen die Ausbildung irgendwann ab. Das ist eine erstaunliche Quote! Denn es wartet schließlich ein krisensicherer Arbeitsplatz. Ein Arbeitsplatz, der in anderen Ländern hoch begehrt ist, auch wenn er beispielsweise in Finnland deutlich schlechter bezahlt ist als in Deutschland.
Man bekommt sehr wenige Einblicke aus dem Inneren des Schulsystems. Daher ist der Artikel so wertvoll. Auch wenn er maßgeblich das Einzelschicksal von Janne Mohn zeigt.
Janis Klusmann ist Ansprechpartner für alle Referendarinnen bei der Gewerkschaft in Sachsen. Er sagt: „Der Praxisschock kann sehr groß sein. Und der Druck im Referendariat ist zu hoch.“ Die Gewerkschaft bietet sogenannte Überlebenstrainings an, um die Referendarinnen zu konditionieren.
Also mal übersetzt: nicht das kaputte System ist schuld. Die Referendarinnen sind einfach noch nicht fit genug, um in dem kranken System zu überleben. Das sagt ein Gewerkschafter. Ich muss mir wirklich auf die Zunge beißen, um da nicht in Sarkasmus zu verfallen. Denn das, was da getrieben wird ist einfach nur zynisch. Junge, fitte, frisch ausgebildete Menschen werden einem Sytem ausgeliefert, das ihnen einen "Praxisschock" versetzt.
Die angehenden Lehrkräfte starten mit Kraft und Idealismus, werden dann in ein krankes und kaputtes System gepresst. Um nicht ebenfalls kaputt zu gehen, gibt es Überlebenstrainings. Abbrüche seien nicht das Problem - so sagt das Ministerium. Anstatt dieses Phänomen auch zum Anlass zu nehmen, das kaputte System zu renovieren, zu revolutionieren, zu reformieren, werden eben die Menschen, die dort arbeiten sollen darauf getrimmt das System weiter zu stützen.
Die einzelnen Schulen sind dann auch kein Herd der Willkommenskultur, Wertschätzung und Innovation. Die Referendarinnen, die möglicherweise im Studium moderne Lehrmethoden gelernt haben, werden von ihren Tutoren zur alten Schule gezwungen. „... keine Offenheit gegenüber neueren Lehrmethoden“ - so beschreibt es Janne Mohn. Und dies an einer Grundschule. Sie klagt weiter darüber, dass sie durch das System gezwungen wird einen Leistungsdruck aufzubauen, der mit dem realen Leben nichts zu tun hat.
Danke Janne, dass du den Mut hast und die Misere öffentlich machst.
Die Effekte können wir aus eigener Schulerfahrung bestätigen. Selbst junge Lehrerinnen pflegen munter weiter das Bedrohungssystem, Frontalunterricht, Adultismus und Topdown Strukturen.