23. September 2023
Bundesweiter Bildungsprotesttag 2023
Heute war der bundesweite Bildungsprotesttag unter dem Motto "Bildungswende jetzt" des Bündnisses "Schule muss anders". Ich schrieb bereits darüber. Die Zeit berichtet, dass die Veranstalter 15.000 teilnehmende Menschen gemeldet haben. Die Veranstalter selbst schreiben auf ihrer Website, dass in 16 Bundesländern, 29 Städten, 25.000 Menschen teilgenommen haben. 15.000 oder 25.000 - ist eigentlich egal. Man kann das viel finden. Muss man aber nicht. Nur mal zum Vergleich ... - vom kaputten Bildungssystem in Deutschland sind 80 Mio. Menschen direkt betroffen. Lehrerinnen und Lehrer, Schulleiterinnen und Schulleiter, Kinder und Jugendliche sind da schon mit eingerechnet. Auch alle Eltern. Und auch alle, die keine Kinder haben. Alle, die keine Kinder haben, sind nämlich besonders betroffen von dem kaputte System. Nur wissen sie es nicht. Ahnungslosigkeit eben. Oder: falscher Aufmerksamkeitsfocus. Ein kaputtes Bildungssystem verursacht eine kaputte Gesellschaft. Und von einer kaputten Gesellschaft sind vor allem diejenigen betroffen, deren soziale Absicherung maßgeblich durch staatliche Systeme garantiert wird. Nun. 25.000 von 80 Mio. Ward ihr gut in der Schule? Ich nicht so. Aber das kann ich noch rechnen. Das sind mal schlappe 0,03125%. Anders ausgedrückt: nur jeder 3.200ste direkt betroffene hat demonstriert. Lassen wir erstmal so stehen.
Die dazugehörige Online Petition hat immerhin in diesem Moment 94.754 Unterschriften.
Jetzt können wir uns fragen: woher kommt diese Gleichgültigkeit. Da kann ich erstmal von mir sprechen. Ich muss sagen: gleichgültig stehe ich diesem Phänomen garantiert nicht gegenüber. Dennoch war ich nicht bei der Demo für den Bildungsprotest. Hierfür waren verschiedene Gründe ausschlaggebend. Zum einen hätte ich mindestens 70 Kilometer mit dem Auto zur Demo fahren müssen. Das war mir zu weit.
Auch wenn ich deutlich andere Schwerpunkte als Ziel gesetzt hätte, unterstütze ich die Aktion und die Petition. Die Petition kann einfach hier unterzeichnet werden.
Meine hauptsächliche Kritik an den Zielen richtet sich gegen die Pauschalforderung nach mehr Geld. Diese 100 Milliarden pauschal gehören ja mittlerweile schon zum guten Ton. Ohne diese Forderung ist eine Forderung ja nicht ernst zu nehmen. Das geht mir etwas gegen den Strich, denn viele Veränderungen an Schulen gehen ohne Geld. Ich glaube tatsächlich nicht, dass Geld wirklich ein Problem darstellt. Wenn eine Schule sich wirklich wandeln will, dann lässt sich das Geld auch akquirieren. In Deutschland wird an der Bildung gespart. Das ist hinlänglich bekannt. Wenn man jetzt ein kaputtgespartes schlechtes Bildungssystem nimmt und da viele Millionen Euro rein pumpt, dann bekommt man ein teures kaputtes schlechtes Bildungssystem. Um dies zu verhindern, müsste zumindest ein halbwegs tragfähiges Konzept mit verkauft werden. Seien wir doch mal ehrlich: viele Maßnahmen könnten ganz schnell ohne mehr Geld eingeführt werden. Der Freiday zum Beispiel. Oder offene Klassenraumtüren. Oder Abschaffung von Schulnoten. Oder Abschaffung von Hausaufgaben. Das steht aber in der Forderung vom Bündnis "Schule muss anders" gar nicht drin. Das steht recht weichgespült als erste Forderung "Mehr Zeit für Beziehung und Team – Entlastung für alle".
Man kann die Initiatoren des Bündnisses nur zu gut verstehen. Denn wenn da nun konkrete Maßnahmen stehen würden, wären sofort die Gegner auf dem Plan. Zum Beispiel der verstaubte Philologinnenclub, der sich immer noch Deutscher Philologenverband e.V. nennt und für ein "fortschrittliches Gymnasium" wirbt und die Ziele von Schule muss anders selbstredend auch nicht unterstützt.