29. Februar 2024
Alltagsrassismus in der Schule
Keine Schule würde von sich behaupten, dass sie rassistisch wäre. Rassismus ist in Deutschland schon durch das Grundgesetz eindeutig verboten.
Was ist Rassismus? Unter Rassismus versteht man, dass einem Menschen aufgrund seiner Herkunft, Hautfarbe, biologischer Merkmale in irgendeiner Art und Weise mehr oder weniger Rechte zugestanden werden, Fähigkeiten oder Unfähigkeiten oder Charaktereigenschaften zugeschrieben werden, Privilegien eingeräumt oder abgesprochen werden usw.
Wie in verschiedenen Untersuchungen zur Notengebung sehr gut belegt ist, gehört Rassismus an deutschen Schulen zum Alltag. Rassismus ist messbar.
Marianne Wellershoff beschreibt im Spiegel im Artikel Warum willst du ausgerechnet an unsere Schule? einen ganz konkreten Fall. Konsequenzen muss niemand fürchten. Im Zweifelsfall handelt es sich nur um ein Missverständnis.
Mir wurde jüngst ein Fall vorgetragen, der dem obigen Beispiel sehr ähnlich ist. Der armenische Junge geht in die 7. Klasse eines Gymnasiums in Mecklenburg. Er hat eine gymnasiale Empfehlung aus der Orientierungsstufe. Die Mutter des Kindes erzählt mir glaubhaft, dass der Lehrer im Elterngespräch gesagt hat, dass die MINT Klasse für Kinder mit hohem IQ wäre. Er empfiehlt, den Jungen aus der Klasse zu nehmen, da die Leistungen des Jungen nicht denen der Klasse entspreche.
Fakt ist: der Junge hatte in der Orientierungsstufe sehr gute Noten in Mathematik. Im ersten Halbjahr des Gymnasiums sind die Noten deutlich schlechter geworden.
Was nun nicht geschieht ist, dass der Lehrer sich Gedanken macht, weshalb das Kind gerade bei ihm schlechter abschneidet als in der vorhergehenden Klasse. Genau das wäre seine Aufgabe. Es wäre seine Aufgabe, seine autoritären Unterrichtsmethoden zu hinterfragen und dem Jungen die ihm zustehende Aufmerksamkeit zu geben. Statt dessen gibt er auf Fragen schnoddrige Antworten wie "steht an der Tafel" oder "hättest du aufgepasst, wüsstest du es". Selbst der Friseur in der Stadt weiß, dass der Lehrer schlecht erklären kann.
Was sagt die Schulleitung dazu? Die Schulleitung deckt natürlich den Kollegen. "Herr R. hat ein wissenschaftliches Studium und ein volles Pädagogikstudium und ist sehr gut qualifiziert!"
Die betroffenen Eltern haben in diesem Fall einen schweren Stand. Einerseits wollen sie für das Kind die optimale Schullaufbahn. Diese wird ihnen durch unfähige und rassistische Lehrer verwehrt. Wehren sich die Eltern dagegen, werden sie bzw. das Kind weiter benachteiligt. Es ist ein Teufelskreis.
Michelle Obama beschreibt in ihren Büchern sehr gut, wie sie durch Rassismus geprägt wurde. Was es bedeutet, einer Minderheit anzugehören. Dass man sehr viel härter arbeiten muss, um das gleiche Ergebnis zu bekommen. Dass man ständig gegen Vorurteile ankämpfen muss.
Es wäre Zeit, dies zu ändern. Der Schaden für die Gesellschaft ist immens. Nehmen wir nur einmal den schwächeren Teil der Gesellschaft, der durch solchen Rassismus in Kriminalität, Sucht und Teilnahmeverweigerung an der Gesellschaft gedrängt wird. In der Mitte der Gesellschaft sind sehr viele fähige Menschen, die z.B. aufgrund ihres Namens Benachteiligung erfahren.
Wir würden gut daran tun, diese Praxis zu ändern. Auch in der Schule.