17. Dezember 2024
Was ist eigentlich eine gute Schulordnung?
Die Frage, was eigentlich eine gute Schulordnung ist, stellt sich mir gerade, als ich den "Entwurf" der neuen Schulordnung der Söhne durchlese. "Entwurf" steht hier in Anführungszeichen. Denn dass sich an dieser Schulordnung noch etwas ändern lässt, ist so wahrscheinlich wie Schnee in der Wüste.
Zunächst mal die Frage: wozu ist eigentlich so eine Schulordnung da? Die Antwort ist leicht zu finden. Sie soll allen als Richtschnur dienen, dass in der Schule alles schön ordentlich ist. Äääähhh - da geht die Kopfkratzerei dann schon los. Bitteschön? In der Schule ... schön ordentlich? Da hat offenbar jemand irgend etwas geraucht. Machen wir uns doch einmal klar: je mehr Leben in einer Schule ist, desto besser ist sie für die Schülerinnen und Schüler. Je lebendiger der Schulalltag ist, umso mehr wird auch gelernt. Im neuen Entwurf steht "Diese Richtlinien sollen ein vernünftiges Zusammenleben an unserer Schule ermöglichen". Dagegen ist nichts einzuwenden ... wenn denn der nachfolgende Text auch vernünftig wäre. Offenbar gibt es doch ein breites Spektrum an Vorstellungen, was vernünftig ist und was nicht.
Sehen wir uns das Papier mal im Detail an.
- Wir schätzen und fördern die Vielfalt in unserer Schulgemeinschaft.
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Dann geht es um sexuelle Orientierung und um Religionsfreiheit und um fremdenfeindliche Symbole ... ok ... das ist alles schön und gut. Aber ist das nicht eine Selbstverständlichkeit? Es ist doch kurios, dass explizit erwähnt werden muss, dass niemand beleidigt, beschimpft oder benachteiligt wird. Anders gefragt: jene Schülerinnen, die schräge Ideen im Kopf haben, werden sich doch durch so einen Text nicht davon abhalten lassen auf dem Klo Schmierereien zu hinterlassen. Oder irgendwo einen Aufkleber anzubringen. Wer wirklich etwas gegen Fremdenfeindlichkeit tun will, wird an ganz anderen Stellen ansetzen müssen. Also da steht einfach Blindtext in der Schulordnung. Oder ein Text, der Leute, die schräg drauf sind nochmal extra herausfordert und provoziert. Solche Texte sind eher kontraproduktiv.
Auch Floskeln wie "Respekt ist die Basis unserer Gemeinschaft ..." sind eher mit Vorsicht zu genießen. Ist eine solche Aussage mit der Bedrohung mit schlechten Zensuren vereinbar? Wohl kaum. Und wenn sich die Erwachsenen nicht an die Ordnung halten, wie sollten es dann die Schülerinnen und Schüler tun? Schließlich sind die Erwachsenen immer noch Vorbilder. Wie verhält es sich mit Demütigungen durch Lehrpersonen, die Schülerinnen nicht zur Toilette gehen lassen?
Wirklich kurios wird es dann bei der Frage der Smartphone Nutzung und der Nutzung von privaten Tablet Computern im Unterricht. Händis müssen immer ausgeschaltet im Schulranzen sein. Die Nutzung von Tablet Computern muss explizit von der Klassenkonferenz genehmigt werden und es ist genau geregelt, wie diese Geräte auf dem Tisch zu liegen haben. WTF ... was haben die geraucht? Und vorbei ist es mit dem Respekt.
Nur mal so nebenbei ... was spricht denn dagegen, dass wenn ein Schüler mit seiner Arbeit fertig ist, dass er mal eben E-Mails checkt? Ist es nicht genau die Aufgabe der Schule den Schützlingen den verantwortungsvollen Umgang mit der Technik nahe zu bringen? Geht das mit strikten Verboten? Eine fähige Lehrperson erkennt durchaus, ob ein Schüler arbeitet oder Tiktok schaut. Und er kann sagen: in der nächsten halben Stunde sind die Geräte ausgeschaltet. Schülerinnen und Schüler, die den Lehrer als Autoritätsperson begreifen, werden dann genau das tun.
Eine gute Schulordnung setzt auf Vertrauen und Verantwortung bei allen Beteiligten. Wenn vor allem Misstrauen und Verbote die Grundlage der Schulordnung sind, wird sie ganz genau dies bewirken: eine Verrohung und wo es möglich und ungefährlich ist Übertretung der Regeln. Nur weil es Spaß macht. Kinder und Jugendliche sind genau darauf konditioniert.
Schade eigentlich, dass hier wieder eine Chance zu einer besseren Schule vergeigt wird.