8. März 2023
Namen tanzen oder nicht, Waldorfschule oder Staatsschule - die große Rätselfrage
Ich habe dieser Tage diesen YT-Film gesehen. Frank Seibert hat sich auf den Weg gemacht, hat Schulen besucht, Eltern und Kritiker. Ich persönlich halte den Film für einen halbwegs gelungenen Überblick, sofern dies überhaupt gelingen kann. Denn konträr sind die Positionen und komplex ist das Thema. Das lässt sich in knapp 45 Minuten, die auch noch unterhaltsam sein wollen, kaum wirklich umfassend unterbringen. Was Frank Seibert aber wirklich gut gelingt: er bringt sowohl pro als auch kontra sachlich im Film unter, ohne dabei extrem zu werden. Er lässt beiden Seiten Raum. Also: sehenswert.
Ich selbst kenne beide Seiten. Bei den einen sieht man verklärte Gesichtszüge, wenn von Eurythmie und Temperamenten, von Epochenunterricht und Jahresarbeit die Rede ist. Die anderen sprechen verächtlich von "Namen tanzen" und Esoterik in der Schule. Dieser Artikel unternimmt nicht den Versuch diese beiden Positionen zu erklären, zu analysieren oder zu bewerten. Mich hat der Film auf ganz andere Ideen gebracht.
Die Waldorfschule und die Waldorfpädagogik sind zu einem ziemlich festen Baustein im Bildungswesen geworden, und dies nicht nur in Deutschland. Dabei gehen gerade mal etwa 1% aller Schüler auf eine Waldorfschule. Ein Prozent. Ein Hundertstel. Dennoch macht die Waldorfschule immer mal wieder auf sich aufmerksam. Mit Schlagzeilen etwa, mit der Nähe zu Verschwörungstheoretikern, Coronaleugnern, kuriosen völkischen Ideen - um nur ein paar Negativbeispiele zu nennen. Aber dann auch wieder mit Erfolgsmeldungen, z.B. über Abiturquoten oder berühmt gewordenen Schülern.
Im Film sind ein paar Aussagen wirklich bemerkenswert: nur ein geringer Teil der Eltern identifiziert sich mit oder interessiert sich für Anthroposophie oder Rudolf Steiner. Die meisten Eltern sind auf der Suche nach einer besseren Schule für ihre Kinder. Und dies, obwohl die Schule Geld kostet. - Müssen wir erstmal so stehen lassen.
Noch etwas anderes fällt auf. Das wird im Film nicht erwähnt. Die Waldorfschulen haben weniger Geld als staatliche Schulen. Laut einem Artikel in der Waldorfzeitung Erziehungskunst kostet ein Schüler an einer Staatsschule den Staat 9.200 Euro pro Jahr. Die Waldorschulen erhalten eine Erstattung in Höhe von 6.500 Euro pro Schüler und Jahr. Zusätzlich bezahlen die Eltern einen durschnittlichen Beitrag von etwa 2.400 Euro pro Jahr und Schüler. Somit hat die Waldorfschule ein Budget in Höhe von 8.900 Euro pro Jahr und Schüler zur Verfügung. Die ganze Kostenrechnung ist etwas komplizierter, weil die Waldorfschulen zusätzlich noch den Bund der Waldorfschulen mit seiner Ausbildung und dem ganzen Wasserkopf finanziert. Dennoch haben die Waldorfschulen selbst etwas weniger Geld pro Schüler zur Verfügung, als die staatlichen Schulen. Die Lehrkräfte dort sind nicht verbeamtet. Die Waldorfschule jammert dennoch weniger über den Lehrermangel. Ob die Qualität der Pädagogen auch tatsächlich heutigen Ansprüchen genügt, muss hier auch ausgeklammert bleiben. Denn dieser Qualitätsmaßstab hat auch eine subjektive Komponente.
Wir lernen: das Budget allein ist nicht entscheidend für die Qualität einer Schule. Das zeigt auch der Vergleich von staatlichen Schulen. Eigentlich haben alle Schulen die gleichen Voraussetzungen - mit Einschränkungen. Wer es in die Klassifikation einer Brennpunktschule schafft, bekommt etwas mehr, sobald diese Etikette nicht mehr vergeben wird, sinkt das Budget. Vielleicht ein Anreiz besser doch nicht besser zu werden? Nein! Wir wollen allen am Schulleben Beteiligten gute Absichten unterstellen.
In diesem Sinne: Schule geht besser!