12. April 2022

Endlich Ferien! Ein paar Tage ohne Schulstress.

Am letzten Schultag bringen die Kinder noch einen ausgedruckten und von Herrn Dr. Klassenlehrer unterschriebenen Notenspiegel mit - zur Unterschrift für die Eltern. Naja. Muss man sich ja mal anschauen. Und so mache ich mir meine Gedanken. Was mir auf Anhieb ins Auge fällt: aus dem Notenspiegel lässt sich unmittelbar und ganz direkt auf das Engagement des betreffenden Pädagogen schließen.

Wenn man nun ein ganz normales Norm-Durchschnittskind nimmt, also so ein Normkind, wie es sich vermutlich die Ersteller von Lehrplänen ausgedacht haben, eines was sich gut mit Schulstoff vollstopfen lässt und diesen Schulstoff möglichst fehlerfrei wieder in Arbeiten auskotzen kann, eines, was möglichst keine individuellen Bedürfnisse hat, dann kann man im Zeugnis dieses Kindes eins zu eins die Qualifikation des Pädagogen ablesen. Da es aber so ein Normkind gar nicht gibt, jedes Kind zum Glück mit individuellen Neigungen, Fähigkeiten, Abneigungen usw. ausgestattet ist, ist so ein Notenspiegel eher ein Mischprodukt aus verschiedenen Einflüssen. Nehmen wir mal ein Kind, was sich weniger gerne mit Buchstaben auseinandersetzt und einen Pädagogen, der sich nicht gerne mit individuellen Lerngeschwindigkeiten beschäftigt, ist die schlechte Note schon vorprogrammiert. Wenn das Kind Buchstaben nicht so gerne hat, der Lehrer das Kind aber wertschätzt und gerne hat, sind die Chancen doch ganz gut, dass die Note besser wird als beim anderen Pädagogen.

Ich muss jedesmal lachen, wenn ich die Noten sehe, denn teilweise sind echte Fehlgriffe dabei. Aber lassen wir das. Es sind Ferien.

Die Kinder können ausschlafen, müssen keine Coronatests machen, keine Vertretungspläne studieren, keine Schulranzen packen, sich nicht in den überfüllten Schulbus quetschen, sich nicht den ganzen Tag einem irren System unterwerfen und sich nicht von unfähigen Pädagogen bedrohen lassen. Man merkt das dem Kind an. Es lacht mehr. Es freut sich mehr. Es isst mehr. Es unternimmt mehr. Und es lernt mehr. Am Wochenende wird es aus seinem Lieblingsspiel gebannt. Das nimmt es fast klaglos hin wie ein Naturereignis. Und ich bin der Überzeugung, dass es dabei mehr lernt als durch jede sinnlose Ermahnung in der Schule. Es spürt am eigenen Leib: es tut weh, wenn ich mich nicht an Regeln halte. Und dabei ist es vollkommen egal, ob ich die Regel vorher gekannt habe oder nicht. Es ist vollkommen egal, ob ich diese Regel nun für sinnvoll erachte oder nicht. Es schreibt eine Entbannbitte. Auf Englisch. Und hofft, dass der Bitte entsprochen wird. Das andere Kind übt Handstand bis ihm die Hände, die Arme und die Schultern weh tun.

Schule geht besser weiß: Präsenzunterricht mit Rahmenlehrplan ist überbewertet. Das zeigt die Praxis einmal mehr.