23. Mai 2022
Der Spiegel: Lesen, ordnen, fordern - Was Kinder an Brennpunktschulen wirklich brauchen
Der lesenswerte Artikel steht hinter einer Bezahlschranke. In dem Artikel wird recht kompakt beschrieben, wie Schule besser geht. Es braucht neben Geld und einem soliden Handwerk vor allem Empathie und Engagement aller Beteiligten.
Die Geschichte beginnt im Jahr 2012, als die Schule in der untersten Kategorie »stark belastete soziale Lage der Schülerschaft« rangierte und Mühe hatte Schülerinnen und Schüler zu finden. Sie beginnt damit, dass ein neuer Schulleiter das Ruder übernommen hat und gemeinsam mit anderen Schulleitern einen Brandbrief verfasst hat.
Einige der Maßnahmen, die nicht nur zu einem Umschwung geführt haben, sondern fast einer Revolution gleich kommen, sind bemerkenswert simpel und es ist doch erstaunlich, dass solche simplen Maßnahmen keineswegs in der Breite der Schullandschaft zu finden sind.
Betont werden im Artikel die einheitlichen Regeln, beispielsweise für tolerable und intolerable Lautstärke im Klassenraum. Beinahe frapierend ernüchternd sind die einheitlichen Maßnahmen, die bei zu hoher Lautstärke angewandt werden. Statt einem brüllenden und drohenden Lehrer oder einer brüllenden und drohenden Lehrerin, hat jeder Lehrer ein Xylophon, mit dem er oder sie auf die erhöhte Lautstärke aufmerksam macht. Da fragt sich der gemeine Schulkritiker dann doch: wie machen die das? Denn offenbar ist es nicht notwendig Schülerinnen und Schüler zu bedrohen.
Die wenig sprachaffinen Schülerinnen und Schüler der Schule werden klug und konsequent ans Lesen herangeführt. Einigen wird vorgelesen, es wird in Gruppen gelesen oder im Chor. Diese Maßnahme ist so erfolgreich, dass auch die Leistungen in Mathematik davon profitieren; die Schülerinnen und Schüler verstehen die Aufgaben besser. Die Sprach- und Lesekompetenz wird evaluiert. Bei jedem einzelnen Schüler. Wenn es Schwierigkeiten gibt, kümmert der Schulleiter sich persönlich darum.
Eine weitere Maßnahme springt ins Auge: die Klassenraumtüren sind offen. Immer. Verblüffend. Einfach. Wirkungsvoll. Jeder Kollege, jede Kollegin, kann in jede Klasse rein schauen. Auch der Schulleiter. Jeder Kollege, jede Kollegin weiß, dass immer jemand schauen kann. Endlich ist der Lehrer, die Lehrerin, nicht nur Einzelkämpfer sondern kann von anderen profitieren. Und es wird gewährleistet, dass alle Kollegen die schuleigenen Qualitätsrichtlinien auch einhalten. Die sind in der Hamburger Grundschule recht strikt. So ist exakt vorgegeben, was zum jeweiligen Zeitpunkt im Unterricht für Aufgaben gestellt werden. Die regelmäßigen Besprechungen der Kolleginnen und Kollegen tragen ebenso dazu bei, dass das Kollegium sich als Team fühlt.
Wenn auch dieses Konzept noch nicht ganz perfekt ist, so zeigt es doch schon einmal in die richige Richtung - teilweise mit einfachsten Mitteln, die von jeder Schule sofort kopiert und umgesetzt werden könnte.
Frei nach dem Motto, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, zeigt der Artikel: Schule geht besser!
Tragisch ist wieder einmal die unbarmherzig zuschlagende deutsche Bürokratie: seit die Schule nicht mehr in der untersten Kategorie rangiert, muss sie mit weniger Personal auskommen. Und dies, obwohl die äußeren Umstände unverändert sind. Hier muss der Protest lautstark auf die Straße. Es kann doch nicht sein, dass eine gute Arbeit bestraft wird.
Schaut auch gerne mal auf die Homepage der Schule. Diese ist erstaunlich klar und aufgeräumt und zeigt auch hier: Schule geht besser!