29. April 2022
Aus einem Gespräch mit der Schulleitung
Heute rief mich die Schulleitung an. Ja, sowas kommt vor. Ich hatte nämlich einfach die Faxen dicke. Diese ganze Gleichgültigkeit war mir kurzerhand mal zu viel. Und so habe ich eine recht kurze E-Mail an das ach so geliebte Schulamt geschrieben.
»In der Klasse 5c der Schule X wird seit Schuljahresbeginn nur jeweils eine halbe Stunde (30 Minuten) Informatik und eine halbe Stunde Philosophie unterrichtet.
In der Landesschulordnung ist aber klar geregelt, dass beide Fächer Bestandteil der Stundentafeln sind. Dies ist mit 30 Minuten in keinster Weise abgedeckt. Es handelt sich um wichtige Fächer.
Eine Bitte unsererseits beim Klassenlehrer wurde angeblich an die Schulleitung weitergeleitet. Es wird aber weiterhin nur eine halbe Stunde unterrichtet.
Ich bitte freundlich, dass im kommenden Schuljahr beide Fächer mindestens mit einer vollen Unterrichtsstunde unterrichtet werden.«
Es war ein halbstündiges Telefonat mit interessanten Inhalten. Unter anderem erfuhr ich, dass die Schulleitung zum Thema Hochbegabung pornoviert hat. Die Schulleitung seinerseits erfuhr von mir, dass nicht alles so ganz glatt läuft in der Klasse 5c, dass unter anderem sehr häufig mit 6en gedroht wird. Das fand die Schulleitung gar nicht so witzig und meinte, dass sie durchaus wüsste, dass es Kollegen gibt, die mit rückständigen pädagogischen Mitteln unterwegs wären. Ich schilderte der Schulleitung auch unsere Not, dass wir die Schublade der Hochbegabung keinesfalls freiwillig aufgesucht haben sondern dass wir dort mit etwas rüden Methoden (z.B. Drohung mit zeitweisem Schulausschluss) hinein gezwungen wurden. Ich habe die Gelegenheit genutzt all dasjenige zu artikulieren, was man in E-Mails besser nicht schreibt. Unter anderem auch, dass viele Schüler und Eltern nicht wirklich zufrieden sind mit der Behandlung durch Lehrpersonen.
Die Schulleitung zeigte sich auch nicht sehr begeistert darüber, dass der Herr Dr. B. der Ansicht ist, dass alle Kinder das gleiche machen müssen. Sie bestätigte auch, dass es mittlerweile auch Schulbücher gibt, in denen unterschiedlich schwere Sachen drin stehen. Die Schulleitung bestätigte mir auch, dass im pädagogischen Studium keinesfalls gelernt wird, wie man einen kindorientierten Unterricht durchführt.
Nun weiß ich natürlich nicht, ob die Schulleitung den Schuss wirklich gehört hat und möglicherweise schonmal einen Schritt auf den Pädagogen Herrn Dr. B. zugeht.
Immerhin durfte das Kind heute schonmal Winkel messen, die über 180° hinaus gehen. Und hat das schonmal als einen Fortschritt wahrgenommen.
Mir kommt die ganze Aktion ein bisschen vor wie Holz hacken. Es hilft nichts den Klotz anzuschauen und zu sagen: den krieg ich eh nicht durch. Man braucht eine scharfe Axt. Und dann muss man eben mal kräftig auf den Klotz drauf hauen. Und schauen was passiert. Dann muss man nochmal drauf hauen und vielleicht von einer anderen Seite nochmal drauf hauen. Aufgeben gilt nicht. Kräftig hauen gilt schon. Irgendwann bewegt sich dann schon auch mal was. Aber es ist mühsam.
Später dann mit einem Schülervater gesprochen. Der wusste gar nicht, dass nur eine halbe Stunde Philosophie/Religion und Informatik unterrichtet wird. Nun gut. Ich gebe zu: man muss sich auch ein bisschen für die Materie interessieren und darum kümmern...
Und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht neue Kuriositäten erfahre, die sich da hinter verschlossenen Klassenraumtüren abspielen. So werden Namen von Schülern, die sich nach Ansicht des Lehrers nicht gut verhalten, während der Stunde an die Tafel geschrieben.