24. Februar 2022

Zu wenig Geld für Lehrerfortbildung. Die ZEIT berichtet.

173 Euro, so die ZEIT in einem heutigen Artikel (Bezahlschranke), wendet der Staat pro Jahr für die Fortbildung eines einzelnen Lehrers auf. In den Niederlanden ist es etwa dreimal so viel, in der Privatwirtschaft sind es zwischen 423 und 561 Euro pro Angestelltem und Jahr.

Ich stelle jetzt mal eine ketzerische und etwas kühne Frage: wenn ich dem Klassenlehrer meiner Kinder 500 Euro in die Hand drücke und sage: "bilde dich mal weiter" - wird aus dem guten Mann dann ein guter Lehrer?

Ja, ich habe ja schon öfters darüber geschrieben: mangelnde Fortbildung ist ein essentieller Baustein für den desolaten Zustand an den Schulen. Aber ich habe weitere kühne Thesen. Es ist auch ein gutes Stück Lustlosigkeit, vielleicht Perspektivlosigkeit. Ein Lehrer mag sich fragen: da reiße ich mir den Arsch auf, erfinde neue Unterrichtskonzepte usw., mehr Geld oder mehr Anerkennung bekomme ich nicht. Ich will es auch ganz deutlich sagen: ich will nicht in der Haut eines solchen Lehrers stecken.

Die Kommentare unter dem Artikel überschlagen sich:

Wenn Sie wüssten, was für eine Art von Kindern mittlerweile in den Schulen von Lehrkräften betreut werden muss ...

oder:

Aber immer wieder interessant, wie Menschen, die keine Ahnung von der Lebenswirklichkeit anderer Berufe haben

Ahnung, Lebenswirklichkeit und Beruf. Ich frage mich jedoch wirklich: muss es nicht genau darum gehen: dass wir im Trio, also Eltern, Lehrer und Schüler, daran arbeiten, dass es allen gut geht? Dass Lehrer gerne in die Schule gehen? Dass Schüler gerne in die Schule gehen? Dass Eltern ihre Kinder ohne Bauchgrummeln in die Schule gehen lassen? Ja, es gibt Arscheltern, die sich vor den Lehrer hinstellen und sagen: mein Sohn lernt zu wenig. Machen Sie was! Aber es gibt kurioserweise auch Schulen, in denen solche Eltern nicht den Ton bestimmen - oder keinen Grund haben sich in so einer Art vor den Lehrer hinzustellen. Jaaaaa, so höre ich die Experten sagen: an den Eliteschulen, dort wo nicht die Brennpunkte sind .... - Nein! Ich lasse das nicht gelten. Es gibt auch Brennpunktschulen, die den Stimmungswechsel geschafft haben. Muss es nicht - so nochmal meine dumme Frage - genau da drum gehen? Zu gucken, wie sind die erfolgreichen Konzepte und genau daraus zu lernen? Für alle? Besonders für die Schüler? Die haben doch auch keinen Spaß, wenn der Lehrer missmutig in der Schule rumläuft und seinen ganzen aufgestauten Frust ins Klassenzimmer trägt. Also Lehrerfortbildung hin und Lehrerfortbildung wieder zurück: es geht muss doch auch darum gehen, dass das Gesamtklima stimmt.

Und wann korrigiere ich meine Klausuren? Am Wochenende und natürlich in den Ferien.

Schreibt beispielsweise eine aufgebrachte Lehrkraft. Ja wie dumm: warum werden so bescheuerte Klausuren überhaupt geschrieben, wenn keiner die haben will? Einfach aufhören mit dem Quatsch.

Oft steht auch die Frage über die Sinnhaftigkeit der angebotenen Fortbildungen. Da gibt es einen Haufen M..., aber das was die Lehrer brauchen wird nicht angeboten.
...
Fazit: hier braucht es zum einen mehr Mittel für die Weiterbildung und zum Anderen die Quaitätsprüfung und Hinterfragung der bisherigen Angebote.

Also: heißes Thema, spannendes Thema. Falls jemand die 500 Euro für eine Fortbildung bei mir abholen will, gerne einfach mal vorbei kommen.