11. Dezember 2024

»Wohlfühlen steigert die Leistung«

Passend zum letzten Artikel dieses Blogs über Zielvereinbarungsgespräche gibt es gestern ein Interview im Spiegel mit der Überschrift »Wohlfühlen steigert die Leistung« [€]. Christian Julmi ist Wirtschaftswissenschaftler und forscht über das Thema. Die Motivation ist hier recht klar: Leistung bedeutet Profit. Da sollten doch alle Beteiligten daran interessiert sein, dass das auch gefördert wird.

Zunächst einmal fällt auf, dass Herr Julmi die Checkung hat über das was er macht. Ein Beisiel:

Es hat wenig Sinn, eine Umfrage zu machen, bei der die Leute irgendetwas ankreuzen. Über Atmosphären muss man sprechen, sonst fällt zu viel durchs Raster, und man bekommt das, worum es eigentlich geht, gar nicht zu fassen.

Man muss schon schmunzeln, wenn man solche banale Wahrheit liest. Es ist aber tatsächlich so, dass Unternehmenschefs nach wie vor glauben, dass sie nur eine Umfrage machen müssen und dann ist das Betriebsklima schon in Ordnung. Also ... kurz und knapp: man muss sprechen!

Ich könnte jetzt abschweifen und erzählen, dass das Sprechen ja auch gelerent werden muss, also das freie Sprechen über Missstände und Bedürfnisse vor Vorgesetzten, dass zunächst ja auch ein Vertrauensverhältnis gegeben sein mus und so weiter. Das lassen wir mal weg.

Was Herr Julmi weiß, ist kein Geheimwissen. Jeder kann das an sich selbst herausfinden. Wann bin ich motiviert? Was spornt mich an? Was bremst mich? Jeder kann das. Kinder können das besonders gut. Oooh - habe ich gerade Kinder geschrieben?

Weshalb, so müssen wir uns doch fragen, wird nicht genau mehr in diese Richtung geforscht. Oder besser gesagt: weshalb werden die bereits vorliegenden Erkenntnisse nicht ernst genommen? Weshalb werden Kinder und Jugendliche in Zielvereinbarungsgesprächen bevormundet und gedemütigt? Weshalb werden sie in den Schulen tagtäglich auf unbequemen Stühlen in Klassenräume gesperrt, in denen sie sich unwohl fühlen?

Könnte mir das bitte mal jemand verständlich erklären?