2. September 2024

Wahlergebnisse in Sachsen und Thüringen - da geht noch was

Am Wochenende waren Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen. Über die Ergebnisse muss ich nicht sprechen, denn die werden schon laut genug durch Presse und Fernsehen genudelt. Die einen freuen sich, die anderen weniger. Der französische Staatsmann und Philosoph Joseph de Maistre (1753 - 1821) soll gesagt haben "Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient". Da scheint etwas dran zu sein.

In allen Landesschulordnungen ist festgelegt, dass die Schüler zu mündigen Teilhabern der freiheitlich demokratischen Gesellschaft befähigt werden sollen. Das ging offenbar in Sachsen und Thüringen schief. Dort wählte etwa die Hälfte der Wählerinnen den Untergang der Demokratie. Hat jetzt die Schule versagt? Diese Frage kann man klar und deutlich mit Ja beantworten. Wer es nicht glaubt, schaue sich bitte die Wahlergebnisse an. Da hilft es auch nicht, dass einer der Rädelsführer und Brandstifter einmal Geschichtslehrer mit staatlichem Examen war.

Den Trend sehen wir landauf landab, insofern ist es natürlich zynisch mit dem Zeigefinger auf die Wählerinnen in Sachsen und Thüringen zu zeigen. Dann hören wir jede Menge von Ausreden wie "Ja, aber die Lehrer sind auch überfordert, die können nicht auch noch Demokratie unterrichten". Menschen, die so etwas behaupten, haben die Welt nicht verstanden. Es ist ungefähr so, wie wenn jedes zweite Flugzeug vom Himmel fallen würde und die Verantwortlichen mit den Händen in den Hosentaschen dastehen würden und sagen "tja, da war wohl ein Luftloch" oder "der Techniker, der das Flugzeug hätte warten sollen war gerade im Urlaub". Ich sage es hier klar und deutlich: Ausreden helfen nicht mehr weiter, um die Katastrophe abzuwenden.

Ich habe mir die Wahlergebnisse angeschaut. Was mir auffällt ist, dass zum Beispiel die mögliche Koalition aus den blauen Alles für Deutschland Wählern und der Partei mit Königin Sahra gar nicht aufgeführt wird. Dabei sind sie sich inhaltlich sehr nah und eine solche Koalition hätte zumindest in Thüringen immerhin 48,6% der Stimmen. Oder schlichter: eine solche Koalition entspricht dem Wählerwillen.

Ganz kluge Menschen kommen jetzt sicher auf die Idee, dass man die Verantwortung der Schule für eine freiheitlich demokratische Gesinnung bei den Schülerinnen zu sorgen doch einfach aus den Schulordnungen der Länder rausstreichen könnte. Das wäre so ähnlich, wie wenn man einfach alle Flugzeugtechniker nach hause schicken würde, weil sie eh nur Geld kosten. Wenn dann wirklich jedes Flugzeug vom Himmel fällt, würde schon keiner mehr einsteigen.

Mir fällt nicht mehr sehr viel dazu ein.

Wir hatten heute das Ende der Sommerferien und ersten Schultag in Mecklenburg. So viel, was die Kinder in den Sommerferien gelernt haben. Der eine beschäftigt sich damit Japanisch zu lernen. Der andere geht fast täglich raus, um seine Kenntnisse und Fähigkeiten in Fotografie zu verfeinern und zu erproben. Dazu wird fast täglich Volleyball gespielt und social Skills mit Besuchern und Gästen geübt. Das ist jetzt vorbei. Jetzt heißt es wieder, irgendwie den Tag mit einem adultistischen und unfähigen Lehrer zu überstehen. Ein Beispiel? Der Pädagoge referiert darüber, dass gefälligst alle Schülerinnen 15 Minuten vor Unterrichtsbeginn im Klassenraum zu sein haben. Wirklich? Ihn als bekloppt hinzustellen, wäre eher kontraproduktiv, denn es wäre eine Beleidigung. Bei uns ist es so, dass die vom Landratsamt zur Verfügung gestellte Busverbindung (es ist die einzig mögliche Verbindung) frühestens 20 Minuten vor Unterrichtsbeginn 250m von der Schule entfernt ankommt. Der Herr Lehrer verlangt also, dass zum einen der Bus immer pünktlich ist und die Kinder dann ohne Pause im Laufschritt von der Bushaltestelle in den Klassenraum gehen. Was der gute Mann übersieht: gerade vor und nach der Schule finden wichtige soziale Interaktionen zwischen den Schülerinnen statt. Soziale Interaktionen, die ihre sozialen Fähigkeiten stärken und dazu beitragen, dass die Schülerinnen an der freiheitlichen demokratischen Gesellschaft teilhaben können. Bei so viel Unfähigkeit treten mir Verzweiflungstränen ins Gesicht.

Schule geht besser. Jetzt!