5. Mai 2022
Verbot an der Schule für zuckerhaltige Getränke - ist das sinnvoll?
Limonade ist laut Schulordnung an der Schule verboten. Habe ich heute erfahren. Was auf den ersten Moment kurios klingt, hat aber eine durchaus durchdachte Lobby. Ich habe recherchiert. So hat zum Beispiel die Deutsche Diabeteshilfe 2016 herausgefunden, dass in Deutschland jedes zweite Erfrischungsgetränk überzuckert ist. Auch argumentiert die Organisation mit der Adiposität und dem Übergewicht vieler Kinder, zuckerhaltige Getränke aus den Schulen zu verbannen. So weit, so gut, so richtig.
Aber: ist ein Verbot der richtige Weg? Was passiert, wenn solche Getränke per Schulordnung an der Schule verboten werden?
Mir kam erst die letzten Tage ein Fall zu Ohren, der zumindest leise Zweifel daran zulässt, dass ein Verbot der richtige Weg ist. Ein Schüler wurde von einem Schüler einer höheren Klasse tätlich angegriffen, weil er auf dem Schulhof aus einer Dose ein zuckerhaltiges Getränk getrunken hat. Und es stellt sich natürlich sofort die Frage nach der Schuld. Ist jetzt der Schüler mit der Getränkedose schuld oder der Angreifer? Es macht schon sehr nachdenklich, wenn eine Schulordnung Dinge vorschreibt, die hauptsächlich im persönlichen Ermessen von Eltern bzw. in der Verantwortung von Schülern liegen. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn in einer Mensa keine Limonade verkauft oder serviert wird. Aber zuckerhaltige Getränke generell verbieten?
Ein solches Verbot ist kaum kontrollierbar. Allein deshalb ist es keine gute Idee. Außerdem: wenn es um den Zucker geht, müssten Marmeladebrot, Gummibärchen, Fruchtjoghurt, genau genommen auch Bananen und Äpfel auf den Index. Eine Schulordnung, die unlogische und wirre Verbote enthält, wird nicht dazu beitragen, dass das Regelwerk insgesamt mehr Akzeptanz gewinnt.
Es geht auch anders. Wenn sich die Schulen schon in die Ess- und Trinkgewohnheiten der Kinder einschalten wollen, dann sollte an jeder Schule frisch gekocht werden. Nix Fertigfraß aus Containern. Damit wird bei den Kindern ein Bewusstsein entwickelt, was Ernährung ist, woraus Ernährung besteht und wie man Nahrung zubereitet. Im Sinne von Schule geht besser könnte ein ganz schlichter Sinneswandel helfen, den Kindern im Alltag vozuleben, dass gesunde Ernährung Freude macht.
Verbote? Eher eine schlechte Idee. Denn Verbote reizen auch dazu diese zu übertreten. Insbesondere Kinder wollen doch ausprobieren, ob die Verbote, die Erwachsene aufgestellt haben wirklich Bestand haben. Und? Nein, haben sie natürlich nicht.
Die Deutsche Diabeteshilfe rät übrigens auch nicht zuckerhaltige Getränke an der Schule zu verbieten. Im verlinkten Artikel wird lediglich die Empfehlung abgegeben, keine zuckerhaltigen Getränke zu verkaufen. Und dagegen ist auch überhaupt nichts einzuwenden.
Also: raus mit dem Unfug aus der Schulordnung und mehr Ernährungspraxis in den Schulalltag.