9. März 2023
Studie über die Auswirkung von Präsenzunterricht auf die Intelligenz
Aller guter Dinge sind drei. Also schreibe ich heute mal einen dritten Beitrag. Er drängt sich förmlich auf.
Eine Studie wird gerade durch die Presselandschaft geritten. Die Studie belegt, dass durch wegfallenden Präsenzunterricht während der Pandemie die Intelligenz der Probanden signifikant gesunken ist.
Der geneigte Leser hüstelt trocken, der eingefleischte Schulfan springt auf und ruft: "das haben wir doch gleich gesagt!". Aber Vorsicht liebe Freunde! Traut keiner Studie, die ihr nicht selbst gefälscht habt. So attestiert die Süddeutsche Zeitung der Studie
... Trotz methodischer Mängel, liefert sie wertvolle Hinweise
Verschwörungstheoretiker müsste man sein, dann würde man die wahren Gründe herausfinden, weshalb sich die angebliche Intelligenz verschlechtert hat. Wir versuchen aber, uns ein wenig an den Fakten entlang zu bewegen. Das haben die Wissenschaftler trotz ihrer ganzen Wissenschaftlichkeit nicht getan. Samuel Greiff, Professor für Psychologie und pädagogisch-psychologische Diagnostik an der Universität Luxemburg sagt über die Studie im Focus:
... Die Ergebnisse stimmen mit dem überein, was man bereits weiß: Die Dauer des Schulbesuchs wirkt sich positiv auf die Intelligenz aus. ...
... was natürlich pauschal tatsächlich kompletter Unsinn ist und da muss man sich schon fragen, mit welcher Intention die Forschenden an diese Studie gegangen sind oder welcher Lobbyist das Ergebnis bezahlt hat.
Sehr viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich der Mangel an Sozialkontakten während der Pandemiezeit negativ auf die Intelligenz ausgewirkt hat. Wir müssen also zwischen Präsenzunterricht und Sozialkontakten unterscheiden. Und dies wäre tatsächlich eine wissenschaftliche Forschungsarbeit wert. Intelligenz und auswendig gelerntes Wissen sind nämlich zwei komplett unterschiedliche Dinge. Dass sich vielfältige Sozialkontakte positiv auf die Intelligenz auswirken, ist kein Geheimnis. Dass wissenschaftliche Forschung zu solchen Kurzschlüssen neigt, wirft nun wiederum kein gutes Bild auf die Intelligenz dieser Personengruppe.
Oft wird, natürlich gut begründet, die reichliche Smartphone- und Mediennutzung als ein Hemmnis für die Entwicklung kognitiver Intelligenz ins Feld geführt. So weit, so richtig. Es wird aber nicht gefragt: woher kommt denn dieser übermäßige Medienkonsum und diese Fixiertheit auf ein dummes elektrische/elektronisches Gerät? Dafür brauche ich nicht einmal eine Studie. Es genügt der Blick ins eigene Lebensumfeld. Das Smartphone und die quasi unbegrenzt verfügbaren Medien sind sehr schnell uninteressant, wenn es interessante Alternativen gibt. So bald andere Menschen ins Spiel kommen und interessante reale Betätigungsfelder zur Verfügung stehen, ist das Smartphone uninteressant. Dann wird mit Begeisterung Tischtennis, Volleyball oder Fußball gespielt, etwas gebastelt, Hütten gebaut, Fahrrad gefahren usw. Die Schule gibt den Kindern natürlich dann durch ihr meist durchgehendes stupides Beschäftigungsprogramm den Rest. Kinder werden zur Eintönigkeit konditioniert, geprägt und gezwungen. Das thematisiert die Studie besser nicht.
Es gibt sehr lustige Passagen in dieser Studie:
The longitudinal results (Fig 9) showed an increase in test scores between the test (2020) and retest (2021). ...
Ein Jahr, das ist etwa 1,25% der Lebenszeit eines Menschen, wird hier als Longitudinal Result (Langzeitergebnis) bezeichnet. Dabei wird nicht berücksichtigt, ob in diesem Jahr sehr viel andere lebenswichtige Dinge gelernt wurden. Selbstregulation, Krisenmanagement und -bewältigung usw.
Voll schade eigentlich. Mit der ganzen Manpower hätte man doch auch eine sinnvolle Studie machen können, die verwertbare Ergebnisse zutage gefördert hätte.