6. Juli 2025
25 Jahre Paragraf 1631, Absatz 2
»Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.«
Das ist seit dem Beschluss des Bundestages vom 6. Juli 2000 Gesetz. Halten wir zum 25jährigen Jubiläum einmal kurz inne. Wie weit sind wir bei der Umsetzung gekommen?
Wir spulen die Zeit mal ein bisschen zurück.
»Das Kind in der Wiege ist sowohl eigensinnig wie voller krankhafter Zustände. Wiewohl sein Körper klein ist, hat es doch ein sündhaftes Herz und neigt zum Bösen« - schrieb Martin Luther in seine Erziehungsanweisungen, die 1521 erschienen.
Im 3. Reich war es selbstverständlich, dass Kinder gezüchtigt wurden. Bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts war »Wer nicht hören will, muss fühlen« noch im Volksmund. Erst 1992 ratifizierte Deutschland als eines der letzten Länder der westlichen Kulturwelt die UN Kinderrechtskonvention.
Darin steht unter anderem:
Artikel 12: Berücksichtigung des Kindeswillens
(1) Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen das Kind berührenden Angelegenheiten frei zu äußern, und berücksichtigen die Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife.
Nun - das wäre schön. Leider sind wir davon noch Meilenweit entfernt. Nur mal so am Rande: wenn hunderte von Schülern in der Schweriner Innenstadt darauf aufmerksam machen, dass Hausaufgaben Bullshit sind, dann bestimmen Erwachsene über sie und behaupten, dass die Schüler nicht reif dafür sind eine eigene Entscheidung zu treffen. Diese Erwachsenen sind unreif. Denn sie übergehen die Erkenntnisse der Wissenschaft.
»... seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.«
Ist das nicht eindeutig? Leider nein. Ich möchte gar nicht anfangen mit einer Aufzählung an entwürdigenden Maßnahmen, die an den Schulen in Deutschland alltägliche Praxis sind. Es muss wirklich noch viel getan werden, damit nur allein die gültigen Gesetze eingehalten werden. Das ist tragisch!
Denn solche Demütigungen, wie sie ständig in den Schulen praktiziert werden, hinterlassen ihre Spuren. Gerade das kindliche und junge jugendliche Gehirn ist anfällig für Fehlbehandlung. Diese Fehlbehandlung setzt sich gerne fest, führt zu Persönlichkeitsstörungen, macht anfällig für Substanzmittelmissbrauch und hemmt die natürliche Hirnentwicklung.
Ich muss hier konstatieren, dass wir noch nicht wirklich weit gekommen sind. Das ist einerseits schön. Denn es gibt damit den Schulen viel Raum für Reformen und Veränderungen. Nicht so schön ist, dass dieser Raum praktisch kaum genutzt wird.
Schade. Schule geht besser.