1. Juli 2023

Jonathan will die Schule reformieren

Jonathan Bork ist elf Jahre alt und hochbegabt. ... - ach, lest doch direkt hier weiter.

Aber es gibt ein Problem. Wenn Kommentatoren, Interviewer, politische Entscheider, Elternsprecherinnen usw. nicht nur nicht hochbegabt sind, sondern eher tiefbegabt, dann gibt es ein Verständnisproblem. Das lest ihr in den Fragen des Interviewers, das lest ihr in dümmlichen Kommentaren, ihr könnt euch auch einfach in eurer Umgebung umhören.

Zum Beispiel:

Was sagen seine Eltern dazu? ...

Hallo ... es ist kacksegal, was die Eltern dazu sagen. Endlich meldet sich mal ein Kind, sehr sachlich, sehr durchdacht, sehr intelligent zu Wort. Vielleicht ist da eher mal die Zeit, dass Eltern zuhören, und nicht dass sie ständig adultistisch, besserwisserisch dazwischen quatschen. Das wird viel zu viel und viel zu oft gemacht.

... Solange ein bestimmter Notenschnitt in einem Fach eingehalten wird, sollte es dem Schüler freigestellt werden, ob er/sie an dem entsprechenden Unterrichts teilnimmt.

Wieder so ein weit verbreiteter Irrtum. "ein bestimmter Notenschnitt" ist ein Maßstab von vorvorvorgestern. Noten interessieren wirklich niemanden, außer möglicherweise karrieregeplagte Eltern, die ihre Kinder gerne leiden sehen, deren Potential nicht erkennen und ihnen lieber ihre eigenen Vorstellungen aufdrücken.

Ich halte wenig von der noch tieferen Individualisierung des Unterrichts. ...

Genau. So weit kommt es noch, dass wir nicht Fächer unterrichten, sondern vollkommen individuelle Menschen, auf einem vollkommen unterschiedlichen Entwicklungsstand, mit vollkommen unterschiedlichen Interessen und Begabungen. Wie wenig Ahnung kann man nur von menschlicher Entwicklung und menschlichem Potential haben?

Zugegeben, es ist schwer, einem Kind das Wasser zu reichen, welches aus eigener Betroffenheit nach Lösungsmöglichkeiten sucht und diese dann auch artikuliert. Da kommen wir zurück auf das Motto dieser Seite. Schule geht besser. Das zeigt Jonathan mit seinen Vorschlägen sehr gut. Nein, Jonthan sollte nicht in die Politik gehen. Diese Vorschläge müssen ernst genommen und umgesetzt werden - so weit und so viel es geht. Wir müssen gesellschaftlich das Potential intelligenter Menschen nutzen. Wenn wir kluge gesellschaftliche Entwicklungen verhindern, werden wir die Aufgaben der Zeit nicht lösen können. So einfach ist das.