14. November 2021

Die Hattie Studie

Was hat es eigentlich mit diesem ominösen Hattie auf sich? John Hattie ist ein neuseeländischer Pädagoge und Professor der Erziehungswissenschaften. 2009 veröffentlichte er sein Buch Visible Learning, in dem er seine Metastudie präsentiert. Diese Metastudie ist eigentlich eine Meta-Meta-Studie, denn sie basiert auf 800 Metaanalysen, die selbst auf 50.000 Studien basieren. Das ist eine schiere Menge, die John Hattie selbst in 15 Jahren, in denen er an der Studie gearbeitet hat, niemals qualitativ hätte auswerten können. Er setzte daher auf ein mathematisches Verfahren, in dem er die verschiedenen Studienergebnisse ausgewertet hat. Das Ergebnis muss entsprechend bewertet werden, was John Hattie auch immer wieder betont. Das soll nicht heißen, dass die Ergebnisse wertlos sind, es soll aber heißen, dass man die Ergebnisse nicht überbewerten sollte.

Hier meine ganz persönliche Einschätzung. Es ist ein unglaublicher Datenfundus und eine enorme Leistung, die hinter dem Aufbau und dem Ergebnis steckt. Es ist aber noch viel mehr. Man muss das gesamte Werk von John Hattie in Betracht ziehen, um zu einer Einschätzung der Studie zu kommen. John Hattie weist in seinen Auswertungen immer wieder darauf hin, dass es auf den Lehrer ankommt. Und das ist bemerkenswert, denn hinter der Studie verstecken sich ja sicher mehr als 100.000 Lehrer. John Hattie hat mit seinem Werk versucht Mythen auszuräumen. Auch hier ist Kritik angebracht. Ich will dies an einem Beispiel zeigen. Freies Lernen, so John Hattie, hat quasi keinen Einfluss auf das Lernergebnis. Das kann ein ernüchterndes Ergebnis sein. Wenn man es jedoch genauer betrachtet, ist es vielleicht gar nicht so überraschend. Wenn der Schüler sich in einem Lost in Space Stadium befindet, also keinerlei Input bekommt, wird er natürlich weniger lernen, als wenn er gezielt unterrichtet wird. Denn andererseits ist für John Hattie wichtig, dass ein Unterricht aus Sicht des Lernenden aufgebaut wird und nicht aus Sicht des Lehrenden. John Hattie hat immer den Lernden im Blick. So ist es für ihn auch wichtig, dass jeder Schüler seinem Lernstand entsprechend gefördert wird. Das ist ein scheinbarer Widerspruch. Man muss sich eingehender mit dem Werk Hatties befassen, um den Wert für die Pädagogik zu erfassen.